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Unterwegs auf der Carretera Austral

Ab in den Süden auf der weltbekannten Carretera Austral. Sie führt durch Fjorde, vorbei an massiven Gletschern, entlang wilder Natur sowie durch kleine verschlafene Dörfchen. Zehn abenteuerliche Tage inklusive einer stürmischen Fährfahrt, zwei platten Reifen und Unmengen an Regen.

Patagonien ist bekannt für stürmisches und unvorhersehbares Wetter. So ist es keine Überraschung, dass die ganze Region wolkenverhangen ist, als wir die Carretera Austral erreichen. Zum Glück haben wir so oder so geplant, den Nachmittag in den «Termas del Sol» im kleinen Ort Puelo zu verbringen. Die Anlage ist perfekt in die Natur eingebettet und bietet Entspannung in zehn thermischen Pools. Je nach dem, welchen man besucht, ist das Wasser angenehm temperiert, eiskalt oder heiss. Ein guter Zeitvertreib, an diesem trüben Nachmittag. Der einzige Wermutstropfen ist der Preis. Dieser ist in den letzten Jahren massiv angestiegen und mit fast 45 Franken pro Person auch für Chile sehr hoch. Nach einem anfänglichen Schock, geniessen wir trotzdem einige entspannende Stunden. Danach fahren wir zu unserem Übernachtungsplatz neben einem Fluss.

Auf zur Fähre nach Hornopirén

Am nächsten Tag setzen wir unsere Fahrt fort. Leider regnet es immer noch in Strömen und das Wasser hat die Naturstrasse schon ordentlich zerfressen. Sie ist mit Wasser gefüllten Löchern übersäht und an einigen Stellen ziemlich schlammig. Zum Glück ist das letzte Stück der Strecke asphaltiert. So erreichen wir nach einer langen und holprigen Fahrt den kleinen Ort Hornopirén. Von dort aus geht es via Fähre weiter. Diese mussten wir bereits sieben Tage im Voraus buchen, da sie nur wenige Plätze bietet. Um kein Risiko einzugehen, sind wir zwei Tage vor Abfahrt dort. Zum Glück. Denn als wir von unserem Einkauf zurück kommen, finden wir Beat mit einem Platten Reifen vor. Da es bereits Abend ist, können wir diesen nicht mehr reparieren lassen. Wir bocken Beat auf und schlafen auf dem Wagenheber. Am nächsten Morgen tragen wir den Reifen zu einem nahegelegenen Mechaniker, welcher ihn repariert. Danach besuchen wir den lokalen Markt im Ort und flanieren im Regen durch die ausgestorbenen Gassen. Eine grössere Wanderung unternehmen wir wegen des weiterhin trüben Wetters nicht. Wir verkriechen uns in Beat und hoffen, dass der Regen bald nachlässt. Mal sehen, ob Petrus unsere Wünsche erhört.

Mit den Hitchhikers weiter bis nach Chaitén

Auf der Fähre machen wir Bekanntschaft mit drei Jugendlichen von Belgien, welche die Panamericana per Anhalter bereisen. Sie sind auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit bis nach Chaitén. Eigentlich wollten wir nicht so weit fahren, sondern in der Mitte der Strecke eine Wanderung unternehmen. Aber da uns Petrus nicht erhört hat, und es weiterhin wie aus Eimern giesst, lassen wir das. Langsam sind wir etwas genervt vom Dauerregen. Unterwegs lässt sich jeweils nur erahnen, wie schön die Aussicht auf die Berge sein müsste. Auch die Hitchhikers haben ihr Programm aufgrund des Wetters umgestellt. Sie erzählen uns auf der zweistündigen Fahrt von ihrer verrückten Reise. Innerhalb von nur drei Monaten sind sie per Autostopp von Montreal bis nach Chile gereist. Unglaublich! Trotz dem grauenhaften Strassenzustand ist es eine kurzweilige Fahrt. In Chaitén angekommen laden wir die drei Jungs aus und suchen uns einen Schlafplatz. Auf der Carretera Austral darf man überall wild übernachten und so machen wir es auch. Als wir am Abend online das Wetter anschauen, gibt es einen Lichtblick. Morgen sollte es nicht den ganzen Tag regnen.

Der hängende Gletscher von Queulat

Das regenfreie Fenster nutzen wir für eine Wanderung zum hängenden Gletscher von Queulat. Diese führt über eine Hängebrücke durch einen Märchenwald bis hin zum Aussichtspunkt auf den einzigartigen hängenden Gletscher. Es tut richtig gut wieder draussen in der Natur sein. Der Weg ist zwar sehr matschig aber das macht uns nichts aus. Die Flora ist wunderschön. Alles ist mit Moos und Farn überwachsen. Es sieht aus wie in einem Märchenwald. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir die Aussichtsplattform. Von dort aus hat man den perfekten Blick auf den Gletscher. Als sich die Sonne kurz zeigt schimmert er eisig blau. Immer wieder brechen kleinere Stücke ab und tosen zusammen mit den Wasserfällen ins Tal. Ein einzigartiger Anblick. Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher zum Gletschersee bevor es zurück geht zu Beat. Ein toller Ausflug. So haben wir uns das vorgestellt.

Auf direktem Weg zu den Capillas de Marmol

Leider hält das Wetterglück nur kurz an. Bereits am nächsten Tag regnet es wieder in Strömen und die Prognosen für die nächsten zehn Tage sehen auch nicht besser aus. Sogar die Locals raten uns davon ab, Wanderungen zu unternehmen. Schweren Herzens beschliessen wir daher, einige Highlights auszulassen und zwei Tage durchzufahren bis zu den Capillas de Marmol. Dort erwartet uns die Sonne und eine abenteuerliche Schifffahrt. Auf dem Weg holen wir uns dann leider nochmals einen Platten. Als wir an einer Baustellenampel anhalten fuchtelt der Bauarbeiter wie wild mit den Händen und zeigt auf unseren hinteren Reifen. Wir ahnen es schon. Der in Hornopirén reparierte Reifen hat erneut ein Loch. Mitten auf der Strasse und im Matsch bocken wir Beat auf und montieren das Ersatzrad. Glücklicherweise sind wir mittlerweile geübt. Innerhalb von wenigen Minuten ist der Reifen gewechselt. Nun lässt sich nur hoffen, dass wir es mit dem Ersatzreifen bis nach Punta Arenas schaffen. Denn unterwegs wird es unmöglich sein, passende Reifen zu finden.Wir lassen nochmals etwas mehr Luft raus und erreichen so unversehrt den Ort Puerto Tranquilo am Ufer des Lago General Carrera. Dort befindet sich der Ausgangspunkt für die Exkursionen zu den Marmorhöhlen.

Mindestens ein platter Reifen gehört auf der Carretera Austral zum guten Ton, hat man uns gesagt. Na, wenn das so ist. 🙂

Wir buchen die Tour für den nächsten Morgen. Als wir aufstehen scheint die Sonne. Perfekt! Ausgerüstet mit Schwimmweste steigen wir in das Boot. Der Wellengang auf dem See ist beträchtlich und die Guides informieren uns, dass die Fahrt abenteuerlich werden könnte. Das war eine Untertreibung. Denn nach rund zehn Minuten gibt der Motor unseres Bootes den Geist auf. Wir treiben im Wasser und werden von den Wellen ordentlich durchgeschüttelt. Alle Versuche der Crew, das Boot wiederzubeleben, scheitern. Was nun? Wir werden von einem anderen Boot abgeschleppt. Das klappt zum Glück ohne Probleme und die ganze Gruppe nimmt das Malheur mit Humor. Nach einer Stunde sitzen wir in einem neuen Boot und brechen nun tatsächlich auf. Das Wasser ist eisblau und die Aussicht auf die umliegenden Berge malerisch. Der Wind pfeift uns um die Ohren und das Wasser klatscht uns ins Gesicht. Die Wellen sind nicht kleiner geworden und es schlägt mächtig. Angekommen bei den Höhlen ist der Seegang zum Glück deutlich ruhiger. Wir können in die Höhlen reinfahren und die verschiedenen Gesteinsschichten und Formationen bewundern. Ein Wunder der Natur! Über mehr als 6000 Jahre lang hat das Wasser das Gestein geschliffen und so diese einzigartigen Höhlen geschaffen. Definitiv ein Besuch wert und ein weiteres Highlight auf der Carretera Austral. Bevor wir zurückkehren, bringen wir drei Reisende an Land. Sie fühlen sich nicht der Lage die Rückfahrt im Boot zu meistern und werden mit dem Auto zurückgebracht. Danach stechen wir in See. Mit der Kapuze fest über den Kopf gezogen, fahren wir über den rauen See. Es fühlt sich ein bisschen an wie auf einer Achterbahn. Wir krallen uns am Bootsrand fest und geniessen die rasante Fahrt.

Die letzte Etappe

Nach nur acht Tagen sind wir nun schon fast am Ende der Carretera Austral. Die letzte Etappe führt dem Lago General Carrera entlang bis nach Argentinien. Es ist der grösste See Chiles. Der östliche Zipfel des Sees liegt aber in Argentinien. Dort wollen wir über die Grenze. Ein würdiger Abschluss. Für einmal scheint die Sonne und wir haben einen wunderbaren Ausblick auf den eisblauen See und die umliegende Landschaft. Langsam und äusserst vorsichtig fahren wir der einem Waldweg ähnelnden Strasse entlang bis nach Chilechico. Nächster Stopp: Das Wanderparadies El Chaltén.

Wunderbare Seenlandschaften

Die nächsten Wochen sind geprägt von schneebedeckten Vulkanen, uralten Araukarienbäumen und kristallklaren Seen. Wir fahren von Santiago de Chile nach Pucón. Von dort aus geht es einmal mehr über die Grenze entlang der bekannten «Ruta de los siete lagos» bis nach Bariloche. Und zum Abschluss zum Vulkan Osorno, welcher bereits wieder in Chile liegt.

Auf dem Weg von Santiago de Chile nach Pucón übernachten wir auf einem kleinen Biobauernhof. Dieser liegt ziemlich abgelegen, aber ungefähr in der Mitte der Strecke. Während wir der schmalen Naturstrasse entlang fahren, streifen wir immer wieder die gelben Blütensträucher. Die Umgebung ist wild und wunderschön. Auf dem Bauernhof angelegen, gönnen wir uns etwas Ruhe. Es war eine lange, anstrengende Fahrt, denn es gab wieder einmal einen Streik. Hunderte Lastwagenfahrer haben alle 20 Kilometer die Autobahn blockiert und dadurch einen enormen Rückstau verursacht. Nichts desto trotz haben wir unser Ziel erreicht. Jedoch mit zwei Stunden Verspätung. Am nächsten Tag zeigt uns die Bäuerin noch den Hof und wir dürfen frische Früchte pflücken. Der perfekt Start in den Tag.

Villaricca – der schönste Vulkan Chiles

Zum Glück sind die Lastwagenfahrer am nächsten Morgen nicht mehr unterwegs oder zumindest nicht auf unserer Strecke. Wir schaffen es wie geplant nach Pucón und freuen uns wahnsinnig über die grünen Wiesen, Blumenfelder und schönen Wälder. Erst jetzt wird uns bewusst, dass wir dies richtig vermisst haben. Denn die Landschaft in den Hochebenen Boliviens und Chiles ist zwar wunderschön, aber im Vergleich karg. Wer jetzt denkt, das wäre es gewesen mit den Streiks der täuscht sich. Denn neben den Lastwagenfahrer streiken auch die Nationalpark-Mitarbeiter. Und zwar schon seit einigen Wochen, weshalb einige Parks geschlossen sind. Davon lassen wir uns aber nicht abschrecken. Wir haben gehört, dass man sich zum Teil über die nicht besetzen Seiteneingänge problemlos reinschleichen kann. Unser Ziel ist ein Aussichtspunkt, von welchem man einen schönen Blick auf den Vulkan Villarrica sowie die umliegenden Vulkane hat.

Die Araukarie ist der Nationalbaum Chiles und wird auch Andentanne genannt.

Wir fahren mit Beat bis zum Ausgangspunkt der Wanderung und können problemlos passieren. Die Rangerstation ist nicht besetzt. Der erste Teil der Wanderung führt durch einen wunderschönen Wald. Angetan haben es uns vor allem die Araukanien, mit ihren perfekt aneinander gereihten Blättern. Das Wetter ist perfekt und die Temperaturen sommerlich. Wir sind in kurzen Hosen und T-Shirt unterwegs. Als wir aus dem Wald herauskommen und feststellen, dass wir nun noch mehrere Kilometer über ein Schneefeld wandern müssen, zweifeln wir etwas an unsere Kleiderwahl. Vor allem, als wir wenige Minuten später auf chilenische Schüler treffen, die dick eingepackt einen Schneehügel runterrutschen. Wir setzen unseren Pfad trotzdem fort bis zum Aussichtspunkt, welcher einen freien Blick auf den aktiven Vulkan Villarrica offenbart. Trotz Schnee ist es nicht wirklich kalt. Der Villarrica stösst kontinuierlich kleine Rauchwolken aus und wirkt wie ein schlafender Riese. Ein toller Anblick. Auf dem Rückweg geht es nur noch bergab und so sind wir schnell wieder bei Beat. Es geht weiter zu unserem Schlafplatz an der argentinischen Grenze neben einem weiteren Vulkan, dem Lanin.

Die sieben Seen-Route

Wir übernachten auf einem Rastplatz zwischen Aurakanien mit wunderbarer Sicht auf den Vulkan Lanín. Dieser steht quasi auf der Grenze zwischen Chile und Argentinien. Da wir aufgrund unserer Reservation im Torres del Paine Nationalpark etwas Zeitdruck haben, besuchen wir den dazugehörigen Nationalpark nicht, sondern fahren direkt weiter nach Bariloche. Aber immerhin konnten wir den kegelförmigen Vulkan von unserem Schlafplatz aus bewundern.

Die Strecke vom Lanín nach Bariloche ist ein Traum. Sie schlängelt sich vorbei an den kristallklaren Seen und führt durch kleine hübsche Dörfer. Da gerade Frühling ist, sind die Seen eingerahmt durch knallgelbe Büsche und die Strassen gesäumt von verschiedenfarbigen Lupinenfelder. Nach einigen Stunden treffen wir in Bariloche ein und informieren uns bei der Touristeninformation welche Wanderwege bereits geöffnet sind. Denn wenn auch im Tal die Temperaturen bis auf 25 Grad klettern und alles blüht, hat es in den Bergen noch ziemlich viel Schnee. Wir entscheiden uns, an einem Tag dem See entlang zu spazieren und in der bekannten Brauerei Patagonia ein Bier mit Panoramablick zu geniessen und am anderen Tag eine grösser Route in den Bergen zu machen. Diese sollte gemäss Informationen online und im Touristenbüro geöffnet sein. Und natürlich gönnen wir uns in der Stadt noch ein leckeres argentinisches Steak.

Bariloche wird häufig mit der Schweiz verglichen. Die Häuser im Ski- und Wanderparadies ähneln Schweizer Chalets und es gibt diverse Schokoladengeschäfte.

Übernachten dürfen wir kostenlos in der direkt neben Bariloche gelegenen Colonia Suiza. Diese hat wenig mit der Schweiz zu tun, ist aber ein guter Ausgangspunkt für die Wanderung und bietet einen schönen Souvenirmarkt sowie einen Badestrand. Wir wandern direkt vom Camping aus los bis zum Refugio, bei welchem wir gemäss Karte zum weiterführenden Wanderweg traversieren sollten. Oben angekommen, teilt uns der Hüttenwart dann aber leider mit, dass wir das Schneefeld nicht überqueren dürfen. Letzte Woche sei jemand stecken geblieben und musste gerettet werden. Schade! So wird aus der geplanten Runde leider nichts. Wir wandern den gleichen Weg wieder zurück. Gelohnt hat es sich trotzdem, denn vom Refugio aus hat man eine tolle Weitsicht über die verschiedenen Seen. Zurück in der Colonia Suiza besuchen wir noch die «Feria Artesanal» und entdecken das leckerste Honigbier von Argentinien. Auf einer kleinen Bühne spielt eine argentinische Band Livemusik, es wird getanzt und gesungen. Die Stimmung ist ausgelassen. Wir legen die Füsse hoch und lassen die fröhliche Stimmung auf uns wirken, bis wir uns müde aber zufrieden in Beat zurückziehen.

Zurück nach Chile zum Vulkan Osorno

Auf dem Weg nach Chile übernachten wir noch einmal an einem wunderschönen See und geniessen ein Fondue. Dieses haben wir im Supermarkt gefunden. Somit kommt doch noch ein wenig Schweizer-Stimmung auf in der argentinischen Schweiz. Danach geht es über die Grenze in Richtung Puerto Montt. Wir campen am Ufer des Lago Llanquihue mit freier Sicht auf den Vulkan Osorno. Es ist unglaublich, wie viele schöne Ecken es hier zu entdecken gibt. Gerne hätten wir etwas mehr Zeit in dieser wunderbaren Seenregion verbracht. Aber die Tickets für den Torres del Paine Nationalpark sind gebucht. Wir müssen weiter. Nächste Etappe: Carretera Austral, auch bekannt als die schönste Strasse der Welt!

Natur, Wein und Grossstädte

Auch in unserer zweiten Woche in Argentinien dreht sich wieder vieles um Wein. Aber nicht nur, vor Mendoza machen wir einen Abstecher in den von Unesco ausgezeichneten Nationalpark Talampaya. Danach tauchen wir in Mendoza in die Welt des Weins ein, bevor es weitergeht nach Chile in die Grossstädte Santiago und Valparaíso.

Nach der Weindegustation in Cafayate verabschieden wir uns vorerst von Nadle und Tom. Sie fahren nach Cordoba und wir Richtung Nationalpark Talampaya. Dort warten eine einzigartige Wüstenlandschaft und skurrile Felsformationen auf uns. Obwohl die Strasse in Richtung Talampaya in einem sehr guten Zustand ist, schaffen wir es nicht in einem Tag. Argentinien ist riesig. Fahretappen über 500km sind keine Seltenheit. Da wir nicht gerne mehr als fünf Stunden am Stück fahren, haben wir uns im Vorfeld einen kostenlosen Camping Municipal herausgesucht. Als wir eintreffen, sind schon zwei deutsche Pärchen vor Ort und wir werden direkt zum Kaffee eingeladen. Das Highlight folgt aber noch: drei streunende Hundebabies. Sie verbringen den ganzen Nachmittag und Abend mit uns. Am liebsten hätten wir alle drei mitgenommen. Aber Reisen mit einem Hund, oder besser gesagt drei Hunden, wäre weitaus komplizierter. Daher lassen wir sie schweren Herzens zurück und vertrauen darauf, dass sie auf dem Camping ein gutes Zuhause finden. Und wenn nicht, werden sie dort hoffentlich gefüttert und von ihrem grossen Bruder beschützt. Dieser hatte es sich direkt in Beat gemütlich gemacht.

Talampaya Nationalpark

Am nächsten Nachmittag treffen wir beim Talampaya Nationalpark ein. Rund um uns herum hat es nichts ausser rotem Sand und spärlichen Büschen. Die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel. Zum Glück haben wir unsere Markise und können uns in den Schatten setzen. Zum Abendessen gibt es Chorizo vom Grill und einen fast schon kitschigen Sonnenuntergang. Danach legen wir uns ins Bett, damit wir für die geführte Tour am nächsten Morgen fit sind. Um 08:30 geht es los. Im Bus angekommen, stellen wir fest, dass wir einen argentinischen Seniorenausflug auffüllen. Es herrscht lautes Geschnatter und Gelächter. Schmunzelnd setzen wir uns hin und beobachten das wilde Treiben, bevor es los geht. Wir fahren durch den roten Sand in den Canyon hinein, vorbei an den fast in den Himmel ragenden, zerklüfteten Felswänden. Ein toller Anblick. Beim ersten Stopp erklärt uns der Guide die Flora und Fauna. In dieser kargen Umgebung leben tatsächlich noch einige Tiere. Wir sehen Hasen, einen Fuchs und Kondore. Danach geht es weiter zu einer Echowand sowie den Monolithen. Wir sind fasziniert von der Landschaft und den riesigen Felsmonolithen und geniessen die gute Stimmung, die durch die argentinische Reisegruppe verbreitet wird. Nach rund drei Stunden sind wir zurück beim Parkplatz. Normalerweise sind wir keine Fans von geführten Touren, aber diese hat sich wirklich gelohnt.

Radtour durch die Weingüter von Mendoza

Als wir in Mendoza ankommen sind wir erstaunt, wie gross die Stadt ist. Mit Agglomeration leben fast eine Million Menschen in der Stadt des Weins. Umrundet ist sie von Weingütern, welche den weltbekannten Malbec produzieren. Die erste Nacht verbringen wir in der Stadt und schlafen auf einem bewachten Parkplatz im Zentrum. Danach fahren wir etwas aus der Stadt heraus auf einen in einem grossen Park angelegten Camping. Leider regnet es für zwei Tage ununterbrochen, weshalb wir vorerst keine Weintour machen können. Als wir dann am Montag los wollen, gibt unsere Starter-Batterie den Geist auf. Zum Glück ist der Bewirtschafter des Campings mit seinem Traktor vor Ort und überbrückt uns. So schaffen wir es trotzdem noch zum Fahrradverleih, von wo aus wir unsere Weintour starten.

Rebstauden wohin das Auge reicht. Das Weinanbaugebiet in Mendoza ist fast so gross wie der Kanton Zürich.

Als erstes besuchen wir das kleine Bio-Weingut Pulmary. Der junge Inhaber spricht perfekt Englisch und erklärt uns, was die Lagerung in den verschiedenen Fässern für eine Wirkung auf den Wein hat. Zudem dürfen wir ab Fass kosten und können somit direkt vergleichen. Der Unterschied zwischen dem im französischen oder amerikanischen Eichenfass gelagertem Wein ist deutlich erkennbar. Eine tolle und sehr authentische Tour. Nach drei Gläsern Wein sowie einem halben Glas Bier schwingen wir uns leicht beschwipst wieder auf unsere Räder. Beim nächsten Stopp gibt es etwas in den Magen. In einem Familienbetrieb verkosten wir verschiedene Oliven-Tapenaden und Konfitüren. Denn neben Wein werden in der Region rund um Mendoza auch Oliven und Früchte angebaut. Nach diesem Apéro geht es über die guten Velowege weiter zu einer Wein-Finca, wo es ein leckeres Mittagessen gibt. Natürlich begleitet durch ein Glas Malbec. Zu guter Letzt radeln wir noch zu einem luxuriösem Weingut, auf welchem wir in Mitten der Reben degustieren können. Ein würdiger Abschluss. Mittlerweile ist es schon nach fünf Uhr. Da wir die Fahrräder um sechs zurückbringen müssen, legen wir auf dem Rückweg einen kleinen Sprint hin. Danach sind wir schon fast wieder nüchtern. 😉

Über die Anden nach Santiago de Chile

Nach zwei erlebnisreichen Wochen in Argentinien verabschieden wir uns vorerst vom Land des Weins und fahren über die Anden nach Chile. Eine schöne Strecke, die unter anderem an der Puente de Inca vorbeiführt. Eine durch Schwefelablagerungen natürlich geformte Brücke. Wir legen einen kurzen Fotostopp ein, bevor wir an der Grenze eintreffen. Diese liegt auf der chilenischen Seite direkt neben einem Skigebiet. Im Frühling hat es hier keinen Schnee und die verwaisten Skilifte und Chalets wirken etwas gespenstig. Das Ein- und Ausreiseprozedere dauert mehrere Stunden aufgrund des sehr grossen Andrangs. Es scheint, als wollte heute das halbe Land hier über die Grenze. Hinzu kommt, dass Chile alle Autos auf Lebensmittel durchsucht werden. Daher dauert die Einreise meist länger, als in anderen Ländern. Zum Glück sind wir mittlerweile geübt im Warten. Trotzdem sind wir froh, als wir den Grenzkomplex nach drei Stunden verlassen und Richtung Santiago de Chile fahren. In der riesigen Stadt angekommen, finden wir einen kostenlosen Übernachtungsplatz am Fusse des Cerro San Cristóbal und treffen dort auf die deutschen Reisenden Henne & Mark. Gemeinsam lassen wir den Abend bei einem Bier ausklingen. Lange möchten wir nicht in der Stadt verweilen. Aber wie immer in den grossen Städten gibt es ein paar Dinge zu organisieren. Wir benötigen eine neue Bordbatterie, möchten den Dieselfilter wechseln lassen und den mittlerweile tropfenden Wasserhahn ersetzen. Da die Fachgeschäfte in der ganzen Stadt verteilt sind, benötigen wir fast zwei Tage, um alles zu erledigen. Natürlich nehmen wir uns auch noch etwas Zeit, die Stadt zu besichtigen. Da wir direkt am Fusse des Cerro San Cristóbal übernachten, lassen wir uns eine Fahrt mit der Seilbahn zum Aussichtspunkt nicht nehmen. Von dort aus wird einem erst klar, wie riesig Santiago ist. Fast sieben Millionen Menschen leben in dieser Metropole. Zudem besuchen wir das Menschenrechts-Museum, in welchem die Geschichte der Schreckensherrschaft unter Pinochet eindrücklich aufbereitet wurde. Danach geht es weiter in die Künstlerstadt Valparaíso.

Farbige Strassen in Valparaíso

Valparaíso liegt nur eine kurze Fahrt von Santiago de Chile entfernt. Bekannt ist es für seine tolle Lage am Meer und unzählige Graffitis. Aufgrund der vielen Warnungen in der Camping-App iOverlander übernachten wir in einem Vorort ausserhalb der Stadt. In den letzten Jahren hat der Anteil Obdachloser und Drogensüchtiger in der Stadt stark zugenommen und damit leider auch die Kriminalität. Immer wieder wurden Reisenden die Reifen zerstochen oder Scheiben eingeschlagen. Das möchten wir nicht riskieren. Mit dem öffentlichen Bus sind wir von unserem Camping aus innerhalb von 40 Minuten in der Stadt. Das passt perfekt. Wir verbringen einen Tag gemütlich auf dem Camping und am nahe gelegenen Strand sowie einen Tag in der Stadt. Im bekannten Künstlerviertel gibt es tatsächlich an jeder Ecke etwas zu entdecken. Wir flanieren durch die Gassen, essen ein Glacé, bewundern die Streetart und besuchen den Fischmarkt. Allerdings kommen wir immer wieder an Ecken vorbei, wo deutlich zu sehen ist, dass sich die Stadt nicht in eine gute Richtung entwickelt. Das trübt das Erlebnis etwas. Am Abend erfahren wir dann, dass Nadle & Tom jetzt in Santiago sind und in einer Woche nach Hause fliegen. Wir beschliessen nochmals nach Santiago zurückzufahren, bevor es in den Süden geht. Über ein Jahr hinweg sind wir immer wieder gemeinsam gereist und haben unzählige tolle Erinnerungen gesammelt. Darauf wollen wir nochmals anstossen und gebührend Abschied nehmen.

Die ersten Tage in Chile und Argentinien

Der Grenzübertritt von Bolivian nach Chile ist spektakulär, denn der Grenzposten Hito Cajon liegt auf 4480 Metern. Danach geht es mehrere tausend Meter hinunter in die Wüstenstadt San Pedro de Atacama. Lange verweilen wir nicht im Lande, denn fortan fahren wir im Zickzack Richtung Süden. Der nächste Stopp liegt bereits in Argentinien. Wir besuchen die eher unbekannte aber schöne Stadt Salta. Von dort aus arbeiten wir uns weiter vor ins Landesinnere bis zum ersten Weingebiet: Cafayate.

Nach einer eisig kalten Nacht (-11 Grad im Auto) und einem ausgiebigen Geburtstagsbrunch mit Pancakes und Brownies machen wir uns auf den Weg zum Grenzposten. Aktuell sind wir noch in Bolivien aber die Grenze ist nur einige hundert Meter entfernt. Bryan kann somit seinen Geburtstag in zwei verschiedenen Ländern feiern. Gar nicht schlecht oder? Die Grenze Hito Cajon zählt zu den höchstgelegenen weltweit. Strom gibt es auf der bolivianischen Seite heute keinen. Wir müssen unsere Daten von Hand eintragen und die Grenzbeamten fotografieren unsere Dokumente mit dem Handy. Wenn der Strom wieder da ist, wird dann alles nacherfasst. Der chilenische Komplex ist eine Art «Drive Through». Uns ist es recht, denn es windet und ist kalt. Nach einer kurzen Passkontrolle steht die Inspektion des Fahrzeugs an. Nun ist es Zeit von unseren Pflanzen Abschied zu nehmen, die uns seit Mexiko begleiten. Denn in Chile ist die Einfuhr von Pflanzen, Früchten, Gemüse, Eier und Fleisch streng verboten. Das Personal ist sehr freundlich uns alles geht speditiv voran. Nach rund 30 Minuten fahren wir in Richtung San Pedro de Atacama. Bienvenido a Chile!

Sonne tanken in San Pedro de Atacama

Die Strasse von der Grenze bis nach San Pedro ist einzigartig. Innerhalb von weniger als einer Stunde lassen wir 2000 Höhenmeter hinter uns. Diesel benötigen wir keinen, wir können Beat einfach den Berg hinunterrollen lassen. In der Stadt angekommen, quartieren wir uns auf einem Camping ein, und setzen uns zuallererst ein wenig an die Sonne. Herrlich, diese Temperaturen. Die Architektur der Stadt ist nicht gerade atemberaubend und auch die sandigen Strassen irritieren uns anfangs ein wenig. Dafür überzeugt das gastronomische Angebot. Hinter den unscheinbaren Fassaden verstecken sich hübsche Innenhöfe. Diese beherbergen charmante Cafés, leckere Bäckereien sowie schöne Restaurants und Bars. Das hatten wir schon lange nicht mehr. Schliesslich haben wir die letzten Wochen stets in abgelegenen Regionen verbracht. Hinzu kommt, dass es solche Angebote in Bolivien und Peru lediglich in den ganz grossen Städten gibt. Nach drei erholsamen Tagen brechen wir auf zum Magic Bus. Dieser liegt in der Wüste etwas ausserhalb von San Pedro und ist der perfekte Ort, um die Sterne zu beobachten.

Sand- und Touristenansturm

Um zum Magic-Bus zu gelangen steht wieder einmal ein Wellblech-Piste auf dem Plan. Unsere Begeisterung hält sich in Grenzen. Aber was nimmt man nicht alles auf sich, um an schöne Orte zu gelangen. Zum Glück ist die Strecke nicht allzu lang. Als wir eintreffen brennt die Sonne richtiggehend vom Himmel. Ausser uns ist niemand vor Ort. Wir parkieren unseren Van und erkunden die Gegend. Wir planen hier zu schlafen und die Abend- und Nachtstimmung zu nutzen. Hinter dem schon ziemlich verrosteten Bus türmen sich Hügel aus geschmolzenem Salz auf. Auf den ersten Blick wirkt es wie Sand und Glas. Als wir von unserer kleinen Entdeckungstour zurückkommen, treffen die ersten Touristenbusse ein. Innert weniger Minuten füllt sich der Parkplatz und die Leute stehen Schlange. Ein Spektakel. Wir sitzen ganz gemütlich in unseren Campingstühlen und beobachten, wie die Touristen posieren. Am späteren Nachmittag wird der Wind immer stärker. Es folgt ein richtiger Sandsturm. So schnell wie der Sturm kam, sind dann auch die Touristen wieder weg. Das Abendessen draussen fällt aufgrund dieser harschen Bedingungen leider ins Wasser. Wir flüchten in unsere Camper, kochen dort etwas und warten bis sich die Lage entspannt. Mit dem Einbruch der Dunkelheit lässt der Wind nach. Dafür ist es nun ziemlich kalt. Ausgerüstet mit Glühwein und dick eingepackt setzen wir uns nach Draussen und beobachten den klaren Sternenhimmel. Wir haben ein super Sicht auf die verschiedenen Sternbilder. Und natürlich schiessen nun auch wir noch ein paar Bilder mit dem Magic Bus. Ganz in Ruhe und ohne Zuschauer.

Ein unnötiger Umweg zu einer verwaisten Grenze

Bereits nach fünf Tagen in Chile verlassen wir das Land wieder. Denn im Norden hat auch Argentinien so Einiges zu bieten. Fortan werden wir immer wieder die Grenze zwischen den beiden Ländern überqueren, da die Highlights entlang der Grenze auf beiden Seiten verstreut sind. Ein Reisender hat uns die Strasse über den Paso Sico empfohlen. Diese soll landschaftlich wunderschön sein. Rund drei Stunden dauert die Fahrt in die Anden bis zum Grenzposten. Wir treffen erst am späten Nachmittag ein. Die Gebäude wirken verwaist. Es ist weit uns breit niemand zu sehen. Wir betreten das Gebäude und machen uns bemerkbar: «Hola, hay alguien?» Nach mehrmaligem Rufen schlurft ein Beamter in unsere Richtung. Er teilt uns mit, dass sich die chilenischen Grenzbeamten aufgrund eines Konflikts von dieser Grenze zurückgezogen haben. Es sei nur die argentinische Seite geöffnet. Ohne Ausreisestempel von Chile könne er uns aber nicht reinlassen. Fassungslos starren wir ihn an. Das wollen wir so nicht hinnehmen. Wir fordern ein Lösung. Schliesslich sind wir drei Stunden zur Grenze gefahren und auf keinem der Strassenschilder war vermerkt, dass diese geschlossen ist. Doch egal was wir versuchen, es ist nichts zu machen. Frustriert und wütend verkriechen wir uns in unsere Autos. Zurückfahren in der Dunkelheit ist keine Option. Wir schlafen an der Grenze. Als uns am nächsten Morgen ein zutraulicher Fuchs begrüsst, ist der Frust schon fast wieder verflogen. Wir nehmen die sechsstündige Reise zur Grenze Nummer zwei in Angriff. Zuerst geht es den gleichen Weg zurück nach San Pedro und dann nochmals drei Stunden hoch in die Anden zur benachbarten Grenze. Insgesamt sind dies 330km und rund 4000 Höhenmeter. Eine anstrengende Fahrt. Dafür verläuft die Ein- und Ausreise nun reibungslos. Wir sind in Argentinien!

Zwischenstopp in Salta

Auf der Strecke zum ersten Weingebiet Argentiniens liegt die eher unbekannte Stadt Salta. Dort legen wir einen Stopp ein, um uns zu organisieren und einfach mal nichts zu machen. Daher gibt es auch praktisch keine Bilder, obwohl die Stadt so einiges zu bieten hatte. Argentinien befindet sich seit Jahrzehnten in einer schlimmen Wirtschaftskrise. Das Geld entwertet sich wöchentlich. Preise sind meist nicht angeschrieben, weil sie sich so schnell verändern. In den grossen Supermärkten gibt es digitale Anzeigen, für eine flexiblere Anpassung. Was für die Leute im Land schrecklich ist, ist für uns Reisende ein Vorteil. Denn wir können unsere stabile Währung zu einem unglaublichen Kurs bei Western Union umtauschen. International bekannt ist dieses Verfahren als Blue Dollar. Für 100 Franken erhalten wir argentinische Pesos im Wert von 200 Franken. Dafür geben wir das Geld im Land aus und unterstützen die Wirtschaft hoffentlich ein wenig. In Salta probieren wir dies zum ersten Mal aus und besuchen eine Western Union Filiale. Für 300 Franken erhalten wir über 100’000 argentinische Pesos. Die grösste Note ist 1000, meist bekommt man aber nur 500er. Das ist dann ein ordentlicher Stapel Geld. Ziemlich ungewohnt für uns.

Cafayate – Wein und gutes Essen

Wein und Argentinien. Ein untrennbares Duo. Seit Beginn unserer Reise freuen wir uns auf den guten Wein in Argentinien. Die Vorfreude ist also gross, als wir zum ersten Weingebiet aufbrechen. Die im Norden gelegene Stadt Cafayate ist deutlich weniger bekannt als Mendoza, gemäss Vorab-Recherche aber mindestens genauso schön. Zudem wächst hier eine besondere Rebsorte: Torrontés. Aus dieser weissen Traube wird ein erfrischender Weisswein hergestellt. Perfekt für die heissen Temperaturen. Die Anreise ins hübsche Städtchen allein ist schon ein Abenteuer. Wir fahren durch bizarre rote Felsformationen, vorbei an Canyons and Flüssen bis schliesslich die ersten Rebfelder in der Ferne auftauchen. Beat stellen wir auf dem Camping Municipal ab. Argentinien ist eine Camping Nation. Daher verfügt jedes grössere Dorf über einen Camping mit Grillstellen, Duschen und Toiletten. Die Plätze sind nicht immer wunderschön aber sehr praktisch und kostengünstig. Am nächsten Tag besuchen wir das bekannte Weingut Piatelli. Es stehen eine Führung, eine Degustation sowie ein Mittagessen mit Weinbegleitung auf dem Programm. Vor allem der erfrischende Torrontés hat es uns angetan. Natürlich kaufen wir uns gleich eine Flasche. Nach dem super leckeren Essen und einigen Gläsern Wein legen wir ganz nach argentinischer Manier eine lange Siesta ein. Man sollte sich ja an die lokalen Gepflogenheiten anpassen. 😉 Nächster Stopp: Nationalpark Talampaya

Eine Fahrt durch surreale Landschaften

Unsere letzten Tage in Bolivien verbringen wir auf der Salar Uyuni und der berühmt berüchtigten Lagunenroute, welche uns schliesslich nach Chile führt.

Bevor wir uns auf die grösste Salzwüste der Welt wagen, sind ein paar Vorbereitungen notwendig. Wir decken uns mit Lebensmitteln und Wasser für 3-4 Tage ein und gönnen Beat ein Beauty-Treatment. Er wird komplett gewaschen und dann zum Schutz vor dem Salz eingefettet. Jetzt kann es losgehen!

Faszinierende Salar Uyuni

Als wir vom Dorf aus in Richtung Salzwüste fahren, wird uns erst richtig klar, wie gross diese ist. In der Ferne sieht man einige Berge, ansonsten weit und breit nichts ausser Salz. An der breitesten Stelle erstreckt sich die Salar Uyuni über 110km. Es wird geschätzt, dass sie aus zehn Milliarden Tonnen Salz besteht. Die Salzkruste ist je nach Ort und Jahreszeit unterschiedlich dick. Wir haben uns vorab über die aktuelle Lage erkundigt und wurden informiert, dass der östliche Teil problemlos ganzjährig befahren werden kann. Kritisch sei es nur ganz im Westen. Perfekt! Unserer geplanten Route steht nichts im Weg. Wir fahren zuerst zur in der Mitte gelegenen Insel Incahuasi und dann von dort aus weiter bis ganz in den Norden zum Vulkan Tunupan. Natürlich mit ganz vielen Fotostopps, Pausen und Umwegen.

Über die Salzwüste zu tuckern ist ein spezielles Gefühl. Es gibt keine Strassen und auch an vielen Stellen keinen Empfang. Wir folgen den sichtbaren Spuren und fragen immer wieder bei den Jeeps der Touren nach, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Zudem bilden wir gemeinsam mit Nadle und Tom einen Konvoi. So könnten wir uns jederzeit aushelfen.

Wir verbringen den ganzen Tag auf der Salzwüste bis wir am Abend den Fuss des Vulkans Tunupa erreichen. Dort wollten wir uns eigentlich aufs oder ganz nahe ans Wasser stellen, um die Spiegelung für ausgefallene Fotos zu nutzen. Aber dafür fehlte uns dann doch der Mut. Wir entscheiden uns für einen sicheren, trockenen Platz einige Meter entfernt. Es herrscht absolute Ruhe. Lediglich ein paar Flamingos durchkämmen das seichte Wasser auf der Suche nach Nahrung. Als die Sonne untergeht spiegeln sich die Sterne der Milchstrasse im auf der Salar liegenden Wasser. Fernab der Lichtverschmutzung ist diese klar zu erkennen und perfekt mit der Kamera einzufangen. Trotz den getroffenen Sicherheitsmassnahmen werden Bryan und Tom in der Nacht von Albträumen heimgesucht. So ganz trauen wir dieser Salzwüste doch nicht, insbesondere da wir wissen, dass sich darunter eine Salzlauge befindet. Und natürlich hört man im Voraus stets Schauergeschichten von Reisenden, die eingebrochen sind. Stell dir mal vor, du sinkst im Schlaf immer weiter ein und merkst nichts davon. Eine Horrorvorstellung.

Fotoshooting auf der Salar

Am nächsten Morgen frühstücken wir gemütlich vor unseren Autos. Sicherlich einer der spektakulärsten Frühstücksorte auf unserer ganzen Reise. Die Aussicht und Weite ist surreal. Genau diese Weite wollen wir nun noch nutzen, um coole Perspektivenbilder zu erstellen. Für diese ist die Salar Uyuni bekannt. Ganz so einfach ist es aber nicht. Das stellen wir schnell fest. Ist das Objekt im Vordergrund zu klein, werden die Personen im Hintergrund unscharf. Was die optische Täuschung zunichte macht. Und das trotz korrekter Einstellung der Kamera. Nach einigen Stunden haben wir den Dreh raus. Wir verzichten auf die kleinen Figuren und stellen unser Fotokonzept etwas um. Es entstehen viele witzige Bilder. Aber seht selbst.

Panoramasicht auf dem Vulkan Tunupa

Nach eineinhalb Tagen in und ums Auto freuen wir uns auf etwas Bewegung. Wir möchten den Kraterrand des Vulkans Tunupa erklimmen. Von dort aus sieht man zum einen in den Vulkankrater hinein und hat zum anderen den perfekten Panoramablick über die Salzwüste. Der Aufstieg dauert rund drei Stunden. Begleitet werden wir wie so oft von einem streunenden Hund. Oben angekommen, geniessen wir die goldene Stunde und den Wahnsinnsausblick. Zu lange können wir aber nicht bleiben, denn vom Abstieg im Dunkeln wurde uns abgeraten. Im Stechschritt laufen wir zurück zu Beat. Dort werden wir von Nadle und Tom mit einem leckeren Abendessen empfangen. Das ist Service. Wir schlafen eine weitere Nacht auf der Salar, bevor wir die diese erneut überqueren, um zurück ins Dorf zu gelangen.

Die Lagunenroute ­– Beats grösste Herausforderung

Wer jetzt denkt, die Salzwüste wäre schon die grösste Challenge gewesen der irrt sich. Denn nun folgt die Lagunenroute. Die Strassen, wenn man diese überhaupt so nennen möchte, sind eigentlich nur für 4×4 Fahrzeuge geeignet, komplett remote und oftmals in schlechtem Zustand. Dafür befindet man sich in einer wunderschönen Umgebung. Die Route führt vorbei an farbigen Lagunen, surrealen Vulkanlandschaften, Geysiren und Steinwüsten. Telefonempfang gibt es auf der ganzen Strecke nicht. Gute Organisation ist daher essenziell. Zurück im Dorf nach unserer dreitägigen Tour auf der Salar waschen wir Beat erneut, um das Salz loszuwerden und somit Schäden an der Karosserie zu vermeiden. Zudem decken wir uns nochmals mit jede Menge Wasser ein, füllen unsere Ersatzkanister mit Diesel und den Kühlschrank mit Lebensmittel. Zudem gönnen wir uns in einem Hotel am Stadtrand noch eine Dusche. Denn ihr ahnt es vermutlich schon, auf der ganzen Strecke gibt es natürlich auch keine Duschen. Wir rechnen damit, dass wir vier bis fünf Tage unterwegs sind.

Vom Zugfriedhof in die Steinwüste

Die erste Etappe ist harmlos. Nach einigen Minuten Fahrt erreichen wir den ausserhalb von Uyuni gelegenen Zugfriedhof. Er besteht aus rund 100 verrosteten Lokomotiven, welche nach dem Zusammenbruch der Edelmetallindustrie 1940, dort zurückgelassen wurden. Zusammen mit der Salzwüste im Hintergrund ein spannendes Fotomotiv. Zudem kann man die Wracks erklettern und die Graffitis bewundern. Weiter geht es über eine Wellblechpiste bis zu unserem Schlafplatz. Dieser liegt inmitten der Steinwüste. Auf dem Weg lassen wir nochmals mehr Luft aus unseren Reifen, um Beats und unsere Gelenke zu schonen. Eine weise Entscheidung. Nun schlägt es deutlich weniger. Immer wieder werden wir von Jeeps und Pickups überholt, die mit 80 Stundenkilometer über die gerippte Piste rasen. Diese Taktik ermöglicht ihnen, quasi über die Wellen zu schweben. Für uns leider keine Option, denn zwischendurch tauchen plötzlich Löcher auf oder der Wall in der Mitte ist so hoch, dass wir aufschlagen würden. Uns bleibt somit nur, das Rütteln in Kauf zu nehmen, und ganz geduldig ans Ziel zu kriechen. Als wir am Schlafplatz ankommen belohnen wir uns mit einem kühlen Bier und beobachten die Viscachas (Hasenmäuse), welche von Felsen zu Felsen hüpfen. Ein sehr idyllischer und einzigartiger Schlafplatz direkt am Startpunkt einer Rundwanderung. Diese unternehmen wir am nächsten Morgen vor der Weiterfahrt zur Laguna Colorada.

Flamingos und Vicuñas bei der Laguna Colorada

Auf dem Weg zur Laguna Colorada brauchen wir viel Geduld. Immer wieder ist der Sandwall in der Mitte so hoch, dass wir mit unserer geringen Bodenfreiheit die Strasse mehr oder weniger neu pflügen. Eine gute Spur zu finden ist schwierig. Entweder wir fahren auf dem Sand und schwimmen oder in den Spuren und sammeln dabei jede Menge Steine und Sand auf. Für Nadle und Tom ist es etwas einfacher, da ihr Fahrzeug ca. 30 Zentimeter mehr Bodenfreiheit hat. Aber auch sie sind müde und froh, als wir den Aussichtspunkt oberhalb der Lagune erreichen. Mittlerweile ist es schon fast dunkel. Wir kochen Abendessen und fallen erschöpft ins Bett. Am nächsten Morgen besuchen wir die Lagune und sind fasziniert. Die Farbe des Wassers wirkt schon fast giftig. Einige Streifen sind pink, andere eher orange und wieder andere graublau. Dekoriert wird dieses Gemälde von hunderten von Flamingos, die im Wasser nach Nahrung fischen und Vicuñas die am Ufer Wasser trinken. Ein Schauspiel. Wir setzen uns hin, beobachten die Tiere und tanken etwas Sonne. Natürlich stets mit Kappe und Daunenjacke, denn wir befinden uns nach wie vor auf 4000 Metern und es weht ein bissiger Wind.

Wind, Steine und die erste kritische Situation

Weiter geht es durch eine Mondlandschaft zu den Geysiren. Zu Beginn ist die Strasse ähnlich wie am Tag zuvor. Rund um die Geysire verschlechtert sich diese aber deutlich. Neben Sand liegen nun auch viele grosse Steine auf der Fahrbahn. Eigentlich wollten wir bei den Geysiren übernachten. Der starke Wind macht uns aber Sorgen und daher beschliessen wir bis zur heissen Quelle kurz vor der Laguna Verde durchzufahren. Bryan fährt und Tom und ich gehen voraus und räumen stetig Steine aus dem Weg. Wir kommen nur langsam voran. Wenig später fahren wir uns dann auch noch auf einem Sandwall fest. Mit den Händen schaufle ich wie ein Hund den Sand weg, während Bryan versucht den optimalen Winkel zu finden, um diesen zu überqueren. Ein Pflug hat die Hauptstrasse freigeräumt und die Zugangsstrasse, von welcher wir kommen, komplett zugeschüttet. Mit Mühe und Not schaffen wir es uns selbst auszubuddeln und nicht wieder festzufahren. Langsam, aber sicher fragen wir uns, weshalb wir uns dies zugemutet haben.

Ein heilsames Bad und eine eisblaue Lagune

Trotz wunderschöner Natur setzen uns Kälte, Wind und die schlechten Strassen mehr und mehr zu. Mittlerweile sind wir schon drei Tage unterwegs. Als wir am nächsten Morgen in der heissen Quelle sitzen und den Flamingos bei ihrer Morgenroutine zuschauen, ist die Welt schnell wieder in Ordnung. Wir bleiben im Wasser, bis unsere Finger komplett verschrumpelt sind und brechen dann mit neuer Energie auf zur Laguna Verde. Diese ist, wie wir finden, eher eisblau als grün aber auf jeden Fall wunderschön. Das knallige Wasser, der von Vulkanen umrahmten Lagune, bringt einen willkommenen Farbtupfer in die sonst karge Landschaft. Angekommen machen wir uns zu Fuss auf den Weg ans Ufer. Der Wind ist erbarmungslos und eiskalt. Länger als eine halbe Stunde halten wir es nicht aus und flüchten zurück in unsere Autos. Nichts wie weg, zur etwas windgeschützten Grenze zu Chile. Natürlich gibt es auf den letzten Kilometern nochmals eine Herausforderung. Wir müssen den Fluss, welcher zur Lagune führt, durchqueren. Bei der näheren Betrachtung sind wir uns unsicher, ob dieser für uns nicht zu tief ist. Einige Meter von der Strasse entfernt ist das Wasser seichter. Jedoch gibt es noch keine Spur. Nadle und Tom bleiben auf der Strasse und schaffen es ohne Probleme durch das ungefähr einen halben Meter tiefe Wasser. Wir versuchen unser Glück bei der seichteren Stelle und brechen prompt mit den beiden Vorderrädern ein. Der Untergrund ist nicht so hart wie es schien. Innert Sekunden wechseln wir in den Rückwärtsgang und schaffen es mit Mühe und Not zurückzusetzen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Überquerung ebenfalls bei der tiefen Stelle zu versuchen. Wenn das nur gut geht. Es gelingt problemlos. Da haben wir uns wohl unnötig in eine unangenehme Situation gebracht. Nach diesem Schock erreichen wir das Refugio. Dort verbringen wir die letzte Nacht in Bolivien, bevor es an Bryans Geburtstag nach Chile geht.

Anspruchsvolle Strassen, Dinosaurier und gefährliche Minen

Unsere zweite Woche in Bolivien ist adrenalinreich. Wir fahren die weltbekannte Death Road, verfolgen die Spuren von Dinosauriern, besuchen die zwei Städte Cochabamba und Sucre und rennen durch stickige Minentunnels in Potosí.

Der Weg aus der Stadt La Paz zur Death Road gestaltet sich abenteuerlich. Die Strassen in der Stadt sind eng, steil und vielbefahren. Nicht die optimalen Voraussetzungen für Beat. Einige Male schaffen wir es an den steilen Hängen nur mit Ach und Krach anzufahren. Leicht gestresst, aber froh, dass wir es rausgeschafft haben, treffen wir uns vor Beginn der Death Road mit Nadle und Tom. Nach einer kurzen Verschnaufpause stürzen wir uns ins nächste Abenteuer. Die Death Road war eine der gefährlichsten Strassen weltweit. Heute ist sie nicht mehr Hauptverkehrsachse und die Lage somit deutlich entschärft. Trotzdem soll man Vorsicht walten lassen. Direkt nach der Einfahrt prangt eine grosse Warntafel. Nebel hängt über dem Tal, die Strasse ist nass und die Stimmung mystisch. Auf geht’s! Wir schlängeln uns der Naturstrasse entlang, vorbei an dicht bewachsenen Hängen und Felswänden. Links geht es teilweise hunderte Meter ins Tal hinab. Ansonsten ist die Strasse in gutem Zustand und schön zu fahren. So ohne Gegenverkehr keine Sache. Einzig die Drohne kämpft. Wir lassen uns verfolgen, um die magische Stimmung einzufangen als es passiert. Sie übersieht einen Felsvorsprung und kollidiert. Zum Glück gelingt es Bryan noch zu landen. Erstaunlicherweise ist nichts kaputt. Danach lassen wir das, mit dem Verfolgungsmodus. Als die Dämmerung langsam einsetzt, entscheiden wir uns eine Nacht direkt an der Death Road zu verbringen. Es gibt leckeren Kürbisrisotto mit bester Aussicht aufs Tal.

Tropische Temperaturen in Cochabamba

Am nächsten Morgen nehmen wir die letzten Kilometer der Death Road in Angriff. Während die ersten Tage in Bolivien von Wind und Kälte geprägt waren, wird es nun mit jedem Höhenmeter, den wir verlieren, wärmer. Daher lassen wir uns ein erfrischendes Bad in einer eisig kalten Quelle am Ende der Strasse nicht entgehen. Ein weiser Entscheid, denn als wir in Cochabamba eintreffen ist es fast dreissig Grad. Die Stadt liegt in der Regenwaldzone von Bolivien und ist das pure Gegenteil von La Paz. Nicht staubtrocken, sondern feuchtwarm und vor allem grün. Eine willkommene Abwechslung. Wir besuchen den Markt, kosten typisch bolivianisches Essen und erkunden die Stadt mit den farbigen Schulbussen.

Auf den Spuren der Dinosaurier im Nationalpark Toro Toro

Nach so viel Stadt freuen wir uns auf Ausflüge in der Natur. Der Nationalpark Toro Toro liegt einige Stunden von Cochabamba entfernt und bietet spannende Felsformationen, Schluchten, Dinosaurier-Spuren und Bryans neuer Lieblingshund Bruno. Der Zutritt ist nur mit einem Guide erlaubt. Wir buchen diesen für zwei Tage. Am ersten Tag geht es entlang der versteinerten Dinosaurier-Spuren in einen 80 Meter hohen Canyon und schliesslich zu einem mit Moos überwachsenen Wasserfall. Die über eine Million Jahre alten Dinosaurier-Spuren sind aufgrund der tektonischen Verschiebung der Platten erneut an die Oberfläche geraten und lassen erahnen, wie die Welt damals aussah. Aber auch der Canyon und der verwunschene Wasserfall sind beindruckend. Ein stimmiger Tagesausflug.

Am zweiten Tag stehen die Höhlen und Schluchten auf dem Programm. Wir wollen uns die 50 Franken für den Transport sparen und beschliessen selbst zu fahren. Die Strasse ist steinig und in sehr schlechtem Zustand. Zudem sind wir mit dem Guide sowie Nadle und Tom etwas überladen. Es kommt, wie es kommen muss, nach rund 30 Minuten haben wir einen Platten. Das erste Mal Reifenwechseln steht an. Da die Schrauben das letzte Mal mit der Maschine angezogen wurden und ziemlich staubig sind, bewegen sich diese trotz grossem Kraftaufwand keinen Millimeter. Zum Glück fährt ein paar Minuten später ein Fahrzeug vorbei, welches über einen stabileren Kreuzschlüssel verfügt und leiht uns diesen aus. Zusammen mit dem Allerheilmittel WD-40 lösen sich die Schrauben. Eigentlich würde man jetzt das Ersatzrad montieren. Hier gibt es aber einen viel besseren Service. Der Reifen wird auf ein Motorrad gebunden, in der Stadt repariert und ist innerhalb von nur einer Stunde wieder bei uns. Kostenfaktor: 3 Franken! In der Zwischenzeit kochen wir am Strassenrand einen Kaffee und gönnen uns einen Snack. Gar nicht so übel.

Rostrote Höhlen und einzigartige Steinformationen

Mit etwas Verzögerung erreichen wir den Ausgangspunkt zu den Höhlen. Über eine Stunde klettern und kriechen wir durch das Felslabyrinth. Ausser uns ist niemand unterwegs. Es ist nur schwer vorstellbar, wie sich so etwas formiert hat. Wir geniessen die Ruhe und erklimmen noch einige Felsen, bevor es wieder zurück geht ins Dorf. Am Abend steht ein weiteres Highlight auf dem Programm. Direkt am Hauptplatz gibt es eine Raclette-Stube. Geführt wird das Restaurant von einem Westschweizer, welcher seit einiger Zeit in Toro Toro lebt. Seit einer Ewigkeit hatten wir keinen richtigen Käse mehr. Wir gönnen uns das Raclette Deluxe und eine Flasche Weisswein. Es ist fast so gut wie zu Hause.

Via Sucre nach Potosí

Unser nächster Stopp in Bolivien ist Sucre. Eine hübsche Stadt auf dem Weg in Richtung Norden. Leider aber mit nicht allzu vielen guten Campingoptionen. Generell ist es in Bolivien schwierig Campings mit Infrastruktur zu finden. Oftmals übernachten wir in der Natur oder auf Parkplätzen. Das heisst für uns nur alle drei bis vier Tage eine Dusche. Und auch Wäsche waschen wäre dringend wieder einmal notwendig. Nach ein wenig Recherche finden wir einen zentral gelegenen Parkplatz mit einer rustikalen Dusche. Besser als nichts. Wir erkunden die Stadt, bringen unsere Wäsche in die Wäscherei und kaufen uns an der riesigen Ersatzteilstrasse neue Scheibenwischer sowie zwei 10 Liter Dieselkanister. Diese bringen uns etwas mehr Flexibilität, wenn wir lange nicht tanken können. Ansonsten hat es uns Sucre nicht wirklich angetan und wir beschliessen unsere Reise fortzusetzen nach Potosí.

Adrenalin pur in den Minen von Potosí

Als wir die Ortstafel von Potosí passieren ist es bereits Abend. Das Wetter ist schlecht und lässt die sonst schon eher deprimierende Stadt noch grauer aussehen. Aber wir sind ja nicht hier, um die Architektur zu bewundern. Bekannt ist Potosí für seine Minen. Nach einer mehr oder wenigen ruhigen Nacht am Busbahnhof werden wir am nächsten Morgen um 08:00 abgeholt für die Minentour. Als erstes geht es ins Lager, wo wir mit einem Overall, Gummistiefeln, Helmen und Stirnlampen ausgerüstet werden. Jetzt sehen wir selbst aus wie Minenarbeiter. In voller Montur geht es weiter zum Markt der Mineure. Dort decken wir uns mit Geschenken für die Mineure ein. Wir kaufen Süssgetränke, Kokablätter und eine Stange Dynamit. Das Übliche halt.

Unterdessen ist es bereits 10 Uhr und wir sind etwas unruhig. Wann geht es denn nun los? Die beiden Guides diskutieren miteinander, während wir im Auto warten. Schliesslich informieren sie uns, dass die geplante Mine nicht besichtigt werden kann, weil dort heute gestreikt wird. Stattdessen fahren wir zu einer anderen Mine, welche weniger häufig von Touristen besucht wird. Vor dem Eingang gibt es ein kurzes Briefing und dann rennen wir in den Stollen hinein. Es wird immer dunkler und stickiger. Vor uns laufen zwei Männer mit einem leeren Minenwagen. Plötzlich knallt es. Der Wagen liegt neben der Schiene und die Männer drücken sich an die Stollenwand. Unser Guide ruft hektisch, nach rechts! Auch wir drücken uns an die Stollenwand. Einig Sekunden später rast ein vollbeladener Wagen an uns vorbei. Dieses Szenario wiederholt sich etliche Male. Angekündigt werden die vollen Wagen von den Stirnlampen der Mineure, lautem Rattern und den Warnrufen unseres Guides. Die Arbeiter tragen meist alte Fussballtrikots und Jeans. Die Backen ausgebeult von den vielen Kokablättern. Der Blick leer. Schweisstropfen auf der Stirn. Zwischendurch haben wir die Möglichkeit einige Wort mit ihnen zu wechseln. Viel Zeit bleibt aber nicht. Nach rund einer Stunde verlassen wir den Hauptstollen und klettern in einen Nebenstollen hinunter. Dort dürfen wir eine Sprengung beobachten. Die beiden jungen Männer erzählen uns wie viele Jahre sie schon in der Mine arbeiten und weshalb. Lange möchten sie das nicht mehr machen. Nur noch so lange, bis sie genügend gespart haben. Der Grund ist bei allen derselbe. Schnelles Geld. Oftmals werden daraus aber doch mehrere Jahre. Das geht zu Lasten der Gesundheit. Bereits nach zehn Jahren in den Minen leiden viele Arbeiter unter Lungenproblemen. Immerhin arbeiten hier keine Kinder. Unser Guide war selbst Mineur und erzählt von seinen Erfahrungen. Als wir nach zwei Stunden in Richtung Licht aus dem Tunnel rennen, sind wir alle froh, wieder an der frischen Luft zu sein. Unfassbar, dass es immer noch Menschen gibt, die unter solchen Bedingungen täglich arbeiten müssen.

Der vielseitige Norden Boliviens

Nach drei Monaten in Peru machen wir uns auf den Weg nach Bolivien. Wir überqueren die Grenze beim weltbekannten Titicaca See. Dort verbringen wir die ersten Tage, dann geht’s in den abgelegenen Nationalpark Sajama und zum Schluss noch in die einzigartige Metropole La Paz.

Die Grenze am Titicaca See ist klein und unscheinbar. Innerhalb von circa 45 Minuten haben wir uns in Peru ausgestempelt und sind in Bolivien eingereist. So gefällt uns das! Weiter geht’s zu einem hübschen Camping direkt am See in Copacabana. Dort wollen wir uns für die nächsten Tage organisieren. Die ersten Schritte in einem neuen Land sind immer die gleichen. Bargeld abheben, Sim-Karte besorgen und ganz grob planen. Es stellt sich heraus, dass Copacabana ein bekannter Pilgerort ist. Entlang der Promenade sind mehr als ein Dutzend Touristenbusse parkiert. Viele Peruaner und Bolivianer kommen hierhin, um sich segnen zu lassen. Zudem kann man auf dem eiskalten See Bananenboot fahren, an der Promenade Fisch Essen und den mit Kreuzen übersäten Pilgerhügel erklimmen. Das mit dem Bananenboot fahren lassen wir bleiben. Die leckere Trucha lassen wir uns aber natürlich nicht entgehen und auch den Hügel mit perfekter Sicht auf die Bucht besteigen wir.

Die kriminellste Fähre Südamerikas

Nach zwei Tagen in Copacabana fahren wir zum Sajama. Das Highlight auf dieser Strecke ist die kriminellste Fähre in Südamerika. Sie besteht aus ein paar zusammengenagelten Brettern und einem Aussenbord-Motor. Platz haben drei Fahrzeuge. Es schaukelt was das Zeug hält und für die ein Kilometer lange Strecke benötigt man fast zwanzig Minuten. Ein Abenteuer! Wir fragen den Kapitän, für wieviel Gewicht die Fähre ausgelegt ist und er antwortet selbstbewusst: 40 Tonnen. Unglaublich bei dieser Konstruktion. Als uns dann später eine andere Fähre mit Reisebus entgegenkommt, sind wir beruhigt. Das Ganze scheint stabiler als gedacht.

Bevor wir die Region um den Titicaca-See verlassen, verbringen wir noch eine Nacht auf einer nur sehr dünn besiedelten Peninsula. Die schwimmenden Inseln besuchen wir bewusst nicht, da uns praktisch alle Reisenden davon abgeraten haben. Der Tourismus hat diese scheinbar gänzlich zerstört. Übrig geblieben ist eine Restaurant- und eine Souvenir-Insel.

Herausforderung Tanken in Bolivien

Der Sajama Nationalpark liegt im Westen an der Grenze zu Chile. Das sind einige Kilometer und so müssen wir das erste Mal in Bolivien zur Tankstelle. Klingt simpel, ist es aber nicht. Der Kraftstoff wird in Bolivien vom Staat stark subventioniert und ist daher sehr preiswert. Das gilt jedoch nicht für Personen mit ausländischen Fahrzeugen. Wir bezahlen den dreimal so hohen Extranjero-Preis, wenn wir überhaupt etwas bekommen. Denn das System für Ausländer ist kompliziert, weswegen viele Tankstellen keine Lust haben, Ausländer zu bedienen. Damit wir nicht mit halbleerem Tank stranden, haben wir vorab online einige Tankstellen rausgesucht, die uns gegen ein grosszügiges Trinkgeld Diesel zum lokalen Preis verkaufen sollten. Doch bereits bei der ersten haben wir Pech. Ihnen ist der Kraftstoff ausgegangen. Wir sollen es einen Kilometer weiter versuchen. Aber auch dort kein Erfolg. Es hat zu viele Menschen und das Risiko dabei erwischt zu werden uns «illegal» Diesel zu verkaufen ist zu gross. Zum Glück haben wir immer noch einen halbvollen Tank. Unsere dritte und letzte Option auf dieser Strecke liegt 60 Kilometer entfernt. Wir haben Glück. Nach einer kurzen Verhandlung kriegen wir für sechs Bolivianos statt neun pro Liter eine halbe Tankfüllung. Der Preis für die Einheimischen liegt bei 3.70. Mit sechs haben wir vermutlich etwas zu viel bezahlt, für uns ist es aber trotzdem ein Erfolg. Jetzt wissen wir, wie wir verhandeln müssen und sind fürs nächste Mal gerüstet. Von anderen Reisenden haben wir im Vorfeld viele Schauergeschichten gehört. Teilweise mussten diese bis zu zwölf Tankstellen anfahren. Da sind wir mit drei glimpflich davongekommen.

Vulkane, bissiger Wind und ein Ausflug nach Chile

Nach zwei Stunden Fahrt durch das Nichts erreichen wir den Eingang des Nationalparks. Im Kontrollhäuschen sitzt niemand. Auch sonst ist weit und breit niemand zu sehen. Wir fahren rein und sind schon auf den ersten Metern begeistert. Die Strasse ist gesäumt von Vulkanen und Lagunen, die Natur fast unberührt und die Nachmittagsstimmung einmalig. Wir legen spontan einen Stopp ein und spazieren zu einem Aussichtspunkt. Die Vulkane und die raue Umgebung wirken wie aus einer anderen Welt. Wir geniessen die Stimmung und machen uns dann auf den Weg zu unserem Schlafplatz. Im Nationalpark darf man überall campen. Wir haben uns einen Platz neben einem Geysir ausgesucht, welcher auch der Startpunkt zur bevorstehenden Lagunenwanderung ist. Als wir eintreffen ist es schon kurz vor sechs und bitterkalt. In der Nacht sinken die Temperaturen auf minus 8 Grad. Trotzdem nehmen wir unsere Heizung nicht in Betrieb, denn nicht nur Tanken ist in Bolivien schwierig auch das Auffüllen von ausländischen Gasflaschen ist staatlich verboten. Das heisst für uns Gas sparen. Wir mummeln uns ein und hüpfen früh ins Bett. Am nächsten Tag steht Wandern auf dem Programm.

Als wir um acht loslaufen, schlägt uns ein bissiger Wind entgegen. Wir frieren und das obwohl wir Mütze und warme Kleidung tragen. Der Wind peitscht uns regelrecht um die Ohren. Wir befinden uns wieder einmal auf über 3000 Meter und das Klima zeigt uns dies erbarmungslos. Aufgeben ist aber keine Option. Trotz den widrigen Umständen stapfen wir bestimmt dem über 20 Kilometer langen Weg entlang. Zum Glück geht es teilweise fast senkrecht bergauf. Das wärmt innerlich. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir die auf fast 4000 Metern gelegene Lagune, welche auch die Grenze zu Chile bildet. Der Wind hat nicht nachgelassen und wir kommen nur langsam voran. Wir schiessen einige Bilder und beschliessen noch zur zweiten Lagune zu laufen, die komplett auf chilenischem Boden liegt. Belohnt werden wir mit einer magischen Aussicht auf die Lagune und weitere Vulkane. Nach mehr als drei Stunden in diesem eisigen Wind geben wir auf und treten den Rückweg an. Trotz wunderschöner Umgebung zehrt dieses Wetter an unseren Nerven und wir sind froh, als wir nach sechs Stunden wandern endlich Beat aus der Ferne sehen. Zum Glück geht es morgen zu den Thermalquellen.

Heisse Quellen und herzliche Begegnungen

Kaum aufgestanden machen wir uns auf dem schnellsten Weg auf zu den warmen Quellen. Wir suchen uns die heisseste aus und verbringen fast eine Stunde im Wasser mit bester Aussicht auf den 6542 hohen Vulkan Sajama. Besser könnte es nicht sein. Die Flüsschen und kleinen Tümpel um uns herum sind noch gefroren und wir sitzen hier im 40 Grad warmen Wasser. Einfach nur herrlich! Das Thema Duschen ist damit auch abgehakt und so machen wir uns auf den Weg zurück Richtung La Paz. Zuvor schlafen wir aber nochmals im Park auf der anderen Seite des Sajamas. Der höchste Berg Boliviens hat uns komplett in seinen Bann gezogen. Wir parkieren Beat einige Meter entfernt von der offiziellen Strasse und setzen uns an die Sonne. Als wir da so sitzen treibt ein Einheimischer seine Alpaca-Herde über die Felder. Er ist neugierig was wir hier zu suchen haben und kommt mit seinem Fahrrad bei uns vorbei. Wir erzählen ihm, dass wir aus der Schweiz sind und heute hier übernachten. Besorgt weist er uns darauf hin, dass es sehr kalt wird. Er selbst trägt Sandalen ohne Socken und eine Daunenjacke. Eine lustige Kombination. Wir unterhalten uns noch eine Weile und dann radelt er auf seinem uralten Fahrrad zurück ins Dorf. Mittlerweile hat er sich noch eine Mütze aufgesetzt und Wollhandschuhe angezogen. Die nackten Füsse scheinen ihn trotz Minusgraden nicht zu stören. Wir winken zum Abschied und verschanzen uns dann schnell in Beat und kochen etwas Warmes zum Abendessen.

La Paz – Die Canyon-Stadt

Nach drei Tagen fernab von jeglicher Zivilisation erreichen wir die Metropole La Paz. Zusammen mit dem Vorort El Alto beherbergt sie rund 2 Millionen Menschen. Gelegen inmitten eines Sandstein-Canyons. So etwas haben wir noch nie gesehen. Im Kessel wohnen die gutbetuchten Bolivianer, an den Hängen des Canyons die ärmere Bevölkerung. Eine absurde Szenerie. Wir campen auf dem Parkplatz einer Autogarage etwas ausserhalb von La Paz. Von dort aus erreichen wir die Innenstadt in einer Stunde mittels dem modernen Seilbahnnetz. Dieses wurde erst 2014 gebaut und verkürzt das Pendeln deutlich. Zudem ist die Aussicht über die Stadt unglaublich. Im Gegensatz zu Medellín ist es aber hier für die ärmere Bevölkerung zu teuer. Sie verbringen nach wie vor Stunden im Stau in den günstigeren Colectivos. Schade!

Reunion, Rindsfilet und Cholita-Wrestling

Angekommen in La Paz erkunden wir die Umgebung und bereiten uns auf die Reunion mit Nadle und Tom vor. Sie treffen zwei Tage später in La Paz ein und reisen dann gemeinsam mit uns weiter. Da darf ein gutes Essen nicht fehlen. Fleisch ist in Bolivien unglaublich günstig und so gibt es Rindsfilet vom Grill, Kartoffelgratin, eine gute Flasche Wein und ein ordentliches Lagerfeuer. Der perfekte Start. Am nächsten Tag besuchen wir den grössten Freiluftmarkt der Welt. Er befindet sich in den Strassen von El Alto und erstreckt sich über 25 Quadratkilometer. Verkauft wird alles: Autoteile, Stoffe, Lebensmittel, Haushaltswaren oder auch Kinderspielzeug. Erschlagen von der Anzahl an Ständen und Menschenmengen flüchten wir zum zweiten Programmpunkt dieses Tages: Cholita-Wrestling. Der Begriff Cholita steht für die indigenen Frauen in Bolivien. Lange wurden sie in der Gesellschaft unterdrückt und nicht ernst genommen. Eine der Initiativen, um sich mehr Gehör und Respekt zu verschaffen, ist Wrestling. Ganz nach dem Motto wir indigenen Frauen können alles, aber wirklich alles, auch tun. Wenn auch mittlerweile etwas touristisch, ist die Show super unterhaltsam und sehenswert. Die Kämpfe finden in einer ungeheizten Halle in El Alto statt. Daher lohnt es sich warme Kleidung mitzubringen. In traditioneller Kleidung stürzen sich die Frauen aufeinander und schenken sich rein gar nichts. Ein Spektakel. Nach eineinhalb Stunden machen wir uns fröstelnd auf den Weg nach Hause. Dafür müssen wir die Stadt komplett durchqueren. Nach dreimal umsteigen in der Gondelbahn und einer rasanten Fahrt mit dem Colectivo erreichen wir müde, aber zufrieden unseren Campingplatz. Das war ein gelungener Auftakt in Bolivien. Nächster Stopp: Death Road

Adiós Perú mágico

In unseren letzten Tagen zeigt Peru nochmals all seine Facetten. Wir erklimmen den bekannten Rainbow Mountain, tanken Energie im Regenwald Tambopatas, beobachten Kondore im Colca Canyon und verabschieden uns schweren Herzens von Peru in der malerischen Stadt Arequipa.

Seit einigen Jahren ist der Rainbow Mountain in den Anden Perus ein richtiges Touristenmagnet. Seine Farben verdankt der 5200 Meter hohe Berg unterschiedlichen Mineralien. Er fasziniert Besucher aus aller Welt. Um den Touristenströmen zu entkommen fahren wir erst am Nachmittag zum Ausgangspunkt der Wanderung. Vom Parkplatz aus wollen wir zum Gipfel und danach noch ins benachbarte Red Valley. Als wir eintreffen ist nur noch eine Vierergruppe unterwegs. Wir laufen los und sind beeindruckt von der wunderschönen Landschaft. Die Hügel scheinen wie eingefärbt in verschiedenen Rottönen und im Hintergrund thront der über 6300 Meter hohe, schneebedeckte Berg Ausangate.

Der Rainbow-Mountain wurde erst 2015 entdeckt. Zuvor war er stets durch einen Schneemantel bedeckt.

Die Wanderung ist kurz und dank guter Akklimatisation nicht allzu anstrengend. Statt wie befürchtet mit Touristen ist die Landschaft übersäht mit knuffigen Alpacas. Oben angekommen, bestaunen wir den akkuraten Farbverlauf des Rainbow Mountain. Mehr angetan hat es uns aber die Landschaft im Generellen. Nach einem kurzen Fussmarsch haben wir den perfekten Blick über das Red Valley. Hier könnte man gut nochmals ein paar Stunden verweilen. Mittlerweile ist es aber schon nach fünf und uns pfeift ein kalter Wind um die Ohren. Schnell zurück zu Beat. Da wir nicht auf 4700 Meter schlafen wollen, fahren wir noch ein Stück weit runter und übernachten neben einem Fluss auf 4300 Meter. In der Nacht wird es eisig kalt. Aber das sind wir uns schon gewohnt. Eingewickelt in unsere Decken aus Alpaca-Wolle überstehen wir auch die kältesten Nächte und unsere Heizung kommt nur selten zum Einsatz.

Von den Bergen ins Amazonas Gebiet

Immer wieder haben wir uns überlegt noch einen Abstecher ins Amazonas-Gebiet zu machen. Gehindert haben uns in Kolumbien oder Ecuador die lange Anreise, teure Unterkünfte, Streiks und die unsichere Lage. Kurz bevor wir Peru verlassen, holen wir das nun noch nach. Das Ziel ist Puerto Maldonado. Die Stadt liegt sehr nahe am Tambopata Reservat und ist mit Beat ohne Probleme zu erreichen. Perfekt für uns. Von dort aus können wir verschiedene Ausflüge ins Reservat unternehmen. Wir fahren in einem Tag von 4300 Meter auf 500 Meter runter. Das ist das magische an Peru. Innert einiger Stunden durchquert man gut und gerne ein dutzend Klimazonen und taucht in eine komplett andere Welt ein. Von der Mondlandschaft geht es ins immergrüne, tropische Dschungel-Gebiet. Unser Camping liegt etwas ausserhalb der Stadt. Bereits auf der Fahrt machte uns die Hitze zu schaffen, denn wir haben keine Klimaanlage und über die offenen Fenster strömt nur noch mehr warme Luft rein. In der Nacht merken wir dann definitiv, dass der Wechsel von minus sieben Grad zu 27 Grad etwas zu extrem ist für unseren Körper. Wir gönnen uns einen Tag Pause, bevor wir den Dschungel erkunden. Beat steht direkt neben einem Blumenfeld und so haben wir vom Campingstuhl aus beste Unterhaltung. Fasziniert beobachten wir die zahlreichen Schmetterlinge, die sich am Nektar der knalligen Blumen satt fressen.

Die Konsequenzen der Abholzung

Bereits vor unserem Besuch dieser Region, haben wir uns Podcasts zu den Problemen im Amazonas-Gebiet angehört. Wenn auch in Peru nicht so schlimm wie in anderen Regionen, bleiben Flora und Fauna auch hier nicht verschont. Wir machen einen Tagesausflug an den Lago Sandoval und besuchen eine Tierauffangstation. Da sich der Lago Sandoval im Reservat befindet, sind Tiere und Natur hier zum Glück gut geschützt. Berühmt ist der See für die dort lebende Riesenotter-Familie. Er beherbergt aber auch Schildkröten und ist das Zuhause vieler Vogelarten. Mit einem Motorboot fahren wir bis an den Rand des Reservats. Von dort aus geht es zu Fuss weiter durch den dicht bewachsenen Dschungel, wo Bryan endlich eine Tarantel sieht. Während sich diese in Costa Rica immer in ihren Höhlen versteckt haben, hat sich hier nun endlich eine rausgewagt. Am Ende es Holzpfads wartet erneut ein Boot auf uns. Dieses Mal ohne Motor, um die Tiere nicht zu stören. Auf dem einstündigen Ausflug auf dem See begegnen wir der Otter-Familie leider nicht. Gelohnt hat es sich trotzdem. Die Stimmung auf dem spiegelglatten See ist wunderschön und stattdessen sehen wir viele Vögel, Kaimane und Schildkröten. Am nächsten Tag steht das krasse Gegenteil an. Wir besuchen eine Tierauffangstation. Diese beherbergt Tiere, welche sich bei der Abholzung und dem Abbrennen der Wälder verletzt haben sowie auch viele Jungtiere, welche als Haustier gekauft und dann ausgesetzt wurden. Es ist schockierend, was die Menschen mit Tieren machen. Das Ziel der Station ist, diejenigen Tiere, welche keine gravierenden Verletzungen haben wieder auszuwildern. Das geht bei vielen Tierarten aber nur in Gruppen. Daher verbringen sie teilweise über ein Jahr in der Station. Andere, wie beispielsweise der Affe, welchem der Schwanz abgeschnitten wurde oder das Faultier mit den verbrannten Händen können gar nicht mehr zurück. Sie wären in der Natur nicht mehr überlebensfähig.

Kondore im Colca Canyon

Nach drei Tagen verlassen wir das Dschungelgebiet von Peru und fahren weiter Richtung Arequipa. Auf dem Weg dahin steht ein Stopp im Colca Canyon an. Mit einer Tiefe von bis zu 2000 Meter eine der tiefsten Schluchten weltweit. Zudem kann man entlang der Klippen hervorragend Kondore beobachten. Wir übernachten in der Nähe des Aussichtspunkts und machen uns am nächsten Tag zur besten Zeit auf den Weg zur Plattform. Tatsächlich gleiten die Kondore wie bestellt nur wenige Meter entfernt vorbei. Mit ihrer Spannweite von über drei Metern ein imposantes Bild.

Nach diesem Spektakel geht es auf einer abgelegenen Naturstrasse nochmals über die Anden. Gleich zwei Pässe von knapp 5000 Metern bezwingen wir, bis wir schliesslich in Arequipa ankommen. Auf dem Weg treffen wir nur wenige Menschen. Dafür umso mehr Alpacas und Vicuñas.

Arequipa – die schönste Stadt Perus

Sie soll die schönste Stadt in Peru sein. Das sagen zumindest diejenigen, die von dort kommen. Wir sind gespannt, ob wir das auch so empfinden. Glücklicherweise gibt es nur zehn Minuten vom Hauptplatz entfernt einen Camping. Das heisst, wir können alles zu Fuss erkunden. Wir flanieren in Richtung Altstadt und merken schnell, weshalb die Bewohner von Arequipa so stolz sind auf ihre Stadt. Die Häuser sind aus Vulkangestein gebaut und liebevoll in Stand gehalten. In den Innenhöfen verbergen sich gemütliche Cafés, schöne Restaurants oder angesagte Bars. Die Strassen sind belebt. Ein Mix aus Touristen und Einheimischen bevölkert die vielen schönen Plätze. Wir fühlen uns sofort wohl. Natürlich besuchen wir auch das weltberühmte Kloster Santa Catalina, welches sich wie eine kleine Stadt Mitten im Zentrum von Arequipa ausgebreitet hat. Die Anlage gleicht einem farbigen Labyrinth. Jedes Mal wenn man um die Ecke geht, erwartet einem eine neue Überraschung. Mehr als eine Stunde flanieren wir durch die vielen Räume und Gassen. So etwas haben wir noch nie gesehen. Ein weiteres Highlight und ein wunderbarer Abschluss ist für uns, dass wir auf dem Eisenwaren- und Elektro-Markt endlich eine Lichterkette finden, die mit 220 Volt betrieben werden kann. So können wir in den wärmeren Gegenden in Zukunft noch gemütlicher draussen sitzen. Nächster Stopp: Bolivien

Einblicke in antike Kulturen

Neben den unglaublichen Landschaften ist Peru auch für seine vielen kulturellen Stätten bekannt. Diese stammen aus unterschiedlichen Zeiten und geben Einblick in die Lebensweise antiker Kulturen. Wir starten mit Nazca, wandern nach Choquequirao, flanieren durch Cusco und besuchen natürlich auch den weltberühmten Machu Picchu.

Sie sind ein Mythos: die Nazca-Linien in der Wüste Perus. Die Theorien zu ihrer Entstehung sind vielseitig. Einige glauben an einen Landeplatz für Aliens, andere sehen Verbindungen zu Sternbilder. Mehr oder weniger klar ist jedoch, dass die Linien vor rund 2000 Jahren durch die Nazca-Kultur erstellt wurden. Am besten zu sehen sind sie aus der Luft, denn sie erstrecken sich über mehr als 10 Kilometer. Einige der Linien formen Tiere andere lediglich abstrakte geometrische Muster.

Ein denkwürdiger Flug

In der Stadt Nazca hat es nicht viele Übernachtungsmöglichkeiten. Deshalb übernachten wir vor Edgardos Haus. Er ist Astrologe und erklärt Touristen in einer kleinen aber feinen Sternwarte die Bedeutung der Nazca-Linien und deren Bezug zu den Sternbildern. Dabei bezieht er sich auf die Theorie der Forscherin Maria Reiche. Sie gilt als Pionierin der Nazca-Wissenschaft und hat ihr ganzes Leben damit verbracht, diese zu vermessen und zu erforschen. Natürlich machen wir auch noch einen Flug, um die Linien und Bilder von oben zu bestaunen. Zu Beginn ist die Vorfreude noch gross, doch bereits nach fünf Minuten ist mir übel. Um allen eine optimale Sicht zu ermöglichen, fliegt der Pilot quasi nur Kurven. Während ich mich an einer Plastiktüte festhalte und hoffe, dass wir bald wieder landen, schiesst Bryan einige Fotos. Aber auch er ist froh, nach 40 Minuten wieder Land unter den Füssen zu haben. Wir sind uns einig, definitiv etwas, das man gesehen haben muss. Aber einmal reicht dann auch. 🙂