Anspruchsvolle Strassen, Dinosaurier und gefährliche Minen

Unsere zweite Woche in Bolivien ist adrenalinreich. Wir fahren die weltbekannte Death Road, verfolgen die Spuren von Dinosauriern, besuchen die zwei Städte Cochabamba und Sucre und rennen durch stickige Minentunnels in Potosí.

Der Weg aus der Stadt La Paz zur Death Road gestaltet sich abenteuerlich. Die Strassen in der Stadt sind eng, steil und vielbefahren. Nicht die optimalen Voraussetzungen für Beat. Einige Male schaffen wir es an den steilen Hängen nur mit Ach und Krach anzufahren. Leicht gestresst, aber froh, dass wir es rausgeschafft haben, treffen wir uns vor Beginn der Death Road mit Nadle und Tom. Nach einer kurzen Verschnaufpause stürzen wir uns ins nächste Abenteuer. Die Death Road war eine der gefährlichsten Strassen weltweit. Heute ist sie nicht mehr Hauptverkehrsachse und die Lage somit deutlich entschärft. Trotzdem soll man Vorsicht walten lassen. Direkt nach der Einfahrt prangt eine grosse Warntafel. Nebel hängt über dem Tal, die Strasse ist nass und die Stimmung mystisch. Auf geht’s! Wir schlängeln uns der Naturstrasse entlang, vorbei an dicht bewachsenen Hängen und Felswänden. Links geht es teilweise hunderte Meter ins Tal hinab. Ansonsten ist die Strasse in gutem Zustand und schön zu fahren. So ohne Gegenverkehr keine Sache. Einzig die Drohne kämpft. Wir lassen uns verfolgen, um die magische Stimmung einzufangen als es passiert. Sie übersieht einen Felsvorsprung und kollidiert. Zum Glück gelingt es Bryan noch zu landen. Erstaunlicherweise ist nichts kaputt. Danach lassen wir das, mit dem Verfolgungsmodus. Als die Dämmerung langsam einsetzt, entscheiden wir uns eine Nacht direkt an der Death Road zu verbringen. Es gibt leckeren Kürbisrisotto mit bester Aussicht aufs Tal.

Tropische Temperaturen in Cochabamba

Am nächsten Morgen nehmen wir die letzten Kilometer der Death Road in Angriff. Während die ersten Tage in Bolivien von Wind und Kälte geprägt waren, wird es nun mit jedem Höhenmeter, den wir verlieren, wärmer. Daher lassen wir uns ein erfrischendes Bad in einer eisig kalten Quelle am Ende der Strasse nicht entgehen. Ein weiser Entscheid, denn als wir in Cochabamba eintreffen ist es fast dreissig Grad. Die Stadt liegt in der Regenwaldzone von Bolivien und ist das pure Gegenteil von La Paz. Nicht staubtrocken, sondern feuchtwarm und vor allem grün. Eine willkommene Abwechslung. Wir besuchen den Markt, kosten typisch bolivianisches Essen und erkunden die Stadt mit den farbigen Schulbussen.

Auf den Spuren der Dinosaurier im Nationalpark Toro Toro

Nach so viel Stadt freuen wir uns auf Ausflüge in der Natur. Der Nationalpark Toro Toro liegt einige Stunden von Cochabamba entfernt und bietet spannende Felsformationen, Schluchten, Dinosaurier-Spuren und Bryans neuer Lieblingshund Bruno. Der Zutritt ist nur mit einem Guide erlaubt. Wir buchen diesen für zwei Tage. Am ersten Tag geht es entlang der versteinerten Dinosaurier-Spuren in einen 80 Meter hohen Canyon und schliesslich zu einem mit Moos überwachsenen Wasserfall. Die über eine Million Jahre alten Dinosaurier-Spuren sind aufgrund der tektonischen Verschiebung der Platten erneut an die Oberfläche geraten und lassen erahnen, wie die Welt damals aussah. Aber auch der Canyon und der verwunschene Wasserfall sind beindruckend. Ein stimmiger Tagesausflug.

Am zweiten Tag stehen die Höhlen und Schluchten auf dem Programm. Wir wollen uns die 50 Franken für den Transport sparen und beschliessen selbst zu fahren. Die Strasse ist steinig und in sehr schlechtem Zustand. Zudem sind wir mit dem Guide sowie Nadle und Tom etwas überladen. Es kommt, wie es kommen muss, nach rund 30 Minuten haben wir einen Platten. Das erste Mal Reifenwechseln steht an. Da die Schrauben das letzte Mal mit der Maschine angezogen wurden und ziemlich staubig sind, bewegen sich diese trotz grossem Kraftaufwand keinen Millimeter. Zum Glück fährt ein paar Minuten später ein Fahrzeug vorbei, welches über einen stabileren Kreuzschlüssel verfügt und leiht uns diesen aus. Zusammen mit dem Allerheilmittel WD-40 lösen sich die Schrauben. Eigentlich würde man jetzt das Ersatzrad montieren. Hier gibt es aber einen viel besseren Service. Der Reifen wird auf ein Motorrad gebunden, in der Stadt repariert und ist innerhalb von nur einer Stunde wieder bei uns. Kostenfaktor: 3 Franken! In der Zwischenzeit kochen wir am Strassenrand einen Kaffee und gönnen uns einen Snack. Gar nicht so übel.

Rostrote Höhlen und einzigartige Steinformationen

Mit etwas Verzögerung erreichen wir den Ausgangspunkt zu den Höhlen. Über eine Stunde klettern und kriechen wir durch das Felslabyrinth. Ausser uns ist niemand unterwegs. Es ist nur schwer vorstellbar, wie sich so etwas formiert hat. Wir geniessen die Ruhe und erklimmen noch einige Felsen, bevor es wieder zurück geht ins Dorf. Am Abend steht ein weiteres Highlight auf dem Programm. Direkt am Hauptplatz gibt es eine Raclette-Stube. Geführt wird das Restaurant von einem Westschweizer, welcher seit einiger Zeit in Toro Toro lebt. Seit einer Ewigkeit hatten wir keinen richtigen Käse mehr. Wir gönnen uns das Raclette Deluxe und eine Flasche Weisswein. Es ist fast so gut wie zu Hause.

Via Sucre nach Potosí

Unser nächster Stopp in Bolivien ist Sucre. Eine hübsche Stadt auf dem Weg in Richtung Norden. Leider aber mit nicht allzu vielen guten Campingoptionen. Generell ist es in Bolivien schwierig Campings mit Infrastruktur zu finden. Oftmals übernachten wir in der Natur oder auf Parkplätzen. Das heisst für uns nur alle drei bis vier Tage eine Dusche. Und auch Wäsche waschen wäre dringend wieder einmal notwendig. Nach ein wenig Recherche finden wir einen zentral gelegenen Parkplatz mit einer rustikalen Dusche. Besser als nichts. Wir erkunden die Stadt, bringen unsere Wäsche in die Wäscherei und kaufen uns an der riesigen Ersatzteilstrasse neue Scheibenwischer sowie zwei 10 Liter Dieselkanister. Diese bringen uns etwas mehr Flexibilität, wenn wir lange nicht tanken können. Ansonsten hat es uns Sucre nicht wirklich angetan und wir beschliessen unsere Reise fortzusetzen nach Potosí.

Adrenalin pur in den Minen von Potosí

Als wir die Ortstafel von Potosí passieren ist es bereits Abend. Das Wetter ist schlecht und lässt die sonst schon eher deprimierende Stadt noch grauer aussehen. Aber wir sind ja nicht hier, um die Architektur zu bewundern. Bekannt ist Potosí für seine Minen. Nach einer mehr oder wenigen ruhigen Nacht am Busbahnhof werden wir am nächsten Morgen um 08:00 abgeholt für die Minentour. Als erstes geht es ins Lager, wo wir mit einem Overall, Gummistiefeln, Helmen und Stirnlampen ausgerüstet werden. Jetzt sehen wir selbst aus wie Minenarbeiter. In voller Montur geht es weiter zum Markt der Mineure. Dort decken wir uns mit Geschenken für die Mineure ein. Wir kaufen Süssgetränke, Kokablätter und eine Stange Dynamit. Das Übliche halt.

Unterdessen ist es bereits 10 Uhr und wir sind etwas unruhig. Wann geht es denn nun los? Die beiden Guides diskutieren miteinander, während wir im Auto warten. Schliesslich informieren sie uns, dass die geplante Mine nicht besichtigt werden kann, weil dort heute gestreikt wird. Stattdessen fahren wir zu einer anderen Mine, welche weniger häufig von Touristen besucht wird. Vor dem Eingang gibt es ein kurzes Briefing und dann rennen wir in den Stollen hinein. Es wird immer dunkler und stickiger. Vor uns laufen zwei Männer mit einem leeren Minenwagen. Plötzlich knallt es. Der Wagen liegt neben der Schiene und die Männer drücken sich an die Stollenwand. Unser Guide ruft hektisch, nach rechts! Auch wir drücken uns an die Stollenwand. Einig Sekunden später rast ein vollbeladener Wagen an uns vorbei. Dieses Szenario wiederholt sich etliche Male. Angekündigt werden die vollen Wagen von den Stirnlampen der Mineure, lautem Rattern und den Warnrufen unseres Guides. Die Arbeiter tragen meist alte Fussballtrikots und Jeans. Die Backen ausgebeult von den vielen Kokablättern. Der Blick leer. Schweisstropfen auf der Stirn. Zwischendurch haben wir die Möglichkeit einige Wort mit ihnen zu wechseln. Viel Zeit bleibt aber nicht. Nach rund einer Stunde verlassen wir den Hauptstollen und klettern in einen Nebenstollen hinunter. Dort dürfen wir eine Sprengung beobachten. Die beiden jungen Männer erzählen uns wie viele Jahre sie schon in der Mine arbeiten und weshalb. Lange möchten sie das nicht mehr machen. Nur noch so lange, bis sie genügend gespart haben. Der Grund ist bei allen derselbe. Schnelles Geld. Oftmals werden daraus aber doch mehrere Jahre. Das geht zu Lasten der Gesundheit. Bereits nach zehn Jahren in den Minen leiden viele Arbeiter unter Lungenproblemen. Immerhin arbeiten hier keine Kinder. Unser Guide war selbst Mineur und erzählt von seinen Erfahrungen. Als wir nach zwei Stunden in Richtung Licht aus dem Tunnel rennen, sind wir alle froh, wieder an der frischen Luft zu sein. Unfassbar, dass es immer noch Menschen gibt, die unter solchen Bedingungen täglich arbeiten müssen.

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