Unsere letzten Tage in Bolivien verbringen wir auf der Salar Uyuni und der berühmt berüchtigten Lagunenroute, welche uns schliesslich nach Chile führt.
Bevor wir uns auf die grösste Salzwüste der Welt wagen, sind ein paar Vorbereitungen notwendig. Wir decken uns mit Lebensmitteln und Wasser für 3-4 Tage ein und gönnen Beat ein Beauty-Treatment. Er wird komplett gewaschen und dann zum Schutz vor dem Salz eingefettet. Jetzt kann es losgehen!

Faszinierende Salar Uyuni
Als wir vom Dorf aus in Richtung Salzwüste fahren, wird uns erst richtig klar, wie gross diese ist. In der Ferne sieht man einige Berge, ansonsten weit und breit nichts ausser Salz. An der breitesten Stelle erstreckt sich die Salar Uyuni über 110km. Es wird geschätzt, dass sie aus zehn Milliarden Tonnen Salz besteht. Die Salzkruste ist je nach Ort und Jahreszeit unterschiedlich dick. Wir haben uns vorab über die aktuelle Lage erkundigt und wurden informiert, dass der östliche Teil problemlos ganzjährig befahren werden kann. Kritisch sei es nur ganz im Westen. Perfekt! Unserer geplanten Route steht nichts im Weg. Wir fahren zuerst zur in der Mitte gelegenen Insel Incahuasi und dann von dort aus weiter bis ganz in den Norden zum Vulkan Tunupan. Natürlich mit ganz vielen Fotostopps, Pausen und Umwegen.







Über die Salzwüste zu tuckern ist ein spezielles Gefühl. Es gibt keine Strassen und auch an vielen Stellen keinen Empfang. Wir folgen den sichtbaren Spuren und fragen immer wieder bei den Jeeps der Touren nach, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Zudem bilden wir gemeinsam mit Nadle und Tom einen Konvoi. So könnten wir uns jederzeit aushelfen.
Wir verbringen den ganzen Tag auf der Salzwüste bis wir am Abend den Fuss des Vulkans Tunupa erreichen. Dort wollten wir uns eigentlich aufs oder ganz nahe ans Wasser stellen, um die Spiegelung für ausgefallene Fotos zu nutzen. Aber dafür fehlte uns dann doch der Mut. Wir entscheiden uns für einen sicheren, trockenen Platz einige Meter entfernt. Es herrscht absolute Ruhe. Lediglich ein paar Flamingos durchkämmen das seichte Wasser auf der Suche nach Nahrung. Als die Sonne untergeht spiegeln sich die Sterne der Milchstrasse im auf der Salar liegenden Wasser. Fernab der Lichtverschmutzung ist diese klar zu erkennen und perfekt mit der Kamera einzufangen. Trotz den getroffenen Sicherheitsmassnahmen werden Bryan und Tom in der Nacht von Albträumen heimgesucht. So ganz trauen wir dieser Salzwüste doch nicht, insbesondere da wir wissen, dass sich darunter eine Salzlauge befindet. Und natürlich hört man im Voraus stets Schauergeschichten von Reisenden, die eingebrochen sind. Stell dir mal vor, du sinkst im Schlaf immer weiter ein und merkst nichts davon. Eine Horrorvorstellung.





Fotoshooting auf der Salar
Am nächsten Morgen frühstücken wir gemütlich vor unseren Autos. Sicherlich einer der spektakulärsten Frühstücksorte auf unserer ganzen Reise. Die Aussicht und Weite ist surreal. Genau diese Weite wollen wir nun noch nutzen, um coole Perspektivenbilder zu erstellen. Für diese ist die Salar Uyuni bekannt. Ganz so einfach ist es aber nicht. Das stellen wir schnell fest. Ist das Objekt im Vordergrund zu klein, werden die Personen im Hintergrund unscharf. Was die optische Täuschung zunichte macht. Und das trotz korrekter Einstellung der Kamera. Nach einigen Stunden haben wir den Dreh raus. Wir verzichten auf die kleinen Figuren und stellen unser Fotokonzept etwas um. Es entstehen viele witzige Bilder. Aber seht selbst.







Panoramasicht auf dem Vulkan Tunupa
Nach eineinhalb Tagen in und ums Auto freuen wir uns auf etwas Bewegung. Wir möchten den Kraterrand des Vulkans Tunupa erklimmen. Von dort aus sieht man zum einen in den Vulkankrater hinein und hat zum anderen den perfekten Panoramablick über die Salzwüste. Der Aufstieg dauert rund drei Stunden. Begleitet werden wir wie so oft von einem streunenden Hund. Oben angekommen, geniessen wir die goldene Stunde und den Wahnsinnsausblick. Zu lange können wir aber nicht bleiben, denn vom Abstieg im Dunkeln wurde uns abgeraten. Im Stechschritt laufen wir zurück zu Beat. Dort werden wir von Nadle und Tom mit einem leckeren Abendessen empfangen. Das ist Service. Wir schlafen eine weitere Nacht auf der Salar, bevor wir die diese erneut überqueren, um zurück ins Dorf zu gelangen.





Die Lagunenroute – Beats grösste Herausforderung
Wer jetzt denkt, die Salzwüste wäre schon die grösste Challenge gewesen der irrt sich. Denn nun folgt die Lagunenroute. Die Strassen, wenn man diese überhaupt so nennen möchte, sind eigentlich nur für 4×4 Fahrzeuge geeignet, komplett remote und oftmals in schlechtem Zustand. Dafür befindet man sich in einer wunderschönen Umgebung. Die Route führt vorbei an farbigen Lagunen, surrealen Vulkanlandschaften, Geysiren und Steinwüsten. Telefonempfang gibt es auf der ganzen Strecke nicht. Gute Organisation ist daher essenziell. Zurück im Dorf nach unserer dreitägigen Tour auf der Salar waschen wir Beat erneut, um das Salz loszuwerden und somit Schäden an der Karosserie zu vermeiden. Zudem decken wir uns nochmals mit jede Menge Wasser ein, füllen unsere Ersatzkanister mit Diesel und den Kühlschrank mit Lebensmittel. Zudem gönnen wir uns in einem Hotel am Stadtrand noch eine Dusche. Denn ihr ahnt es vermutlich schon, auf der ganzen Strecke gibt es natürlich auch keine Duschen. Wir rechnen damit, dass wir vier bis fünf Tage unterwegs sind.

Vom Zugfriedhof in die Steinwüste
Die erste Etappe ist harmlos. Nach einigen Minuten Fahrt erreichen wir den ausserhalb von Uyuni gelegenen Zugfriedhof. Er besteht aus rund 100 verrosteten Lokomotiven, welche nach dem Zusammenbruch der Edelmetallindustrie 1940, dort zurückgelassen wurden. Zusammen mit der Salzwüste im Hintergrund ein spannendes Fotomotiv. Zudem kann man die Wracks erklettern und die Graffitis bewundern. Weiter geht es über eine Wellblechpiste bis zu unserem Schlafplatz. Dieser liegt inmitten der Steinwüste. Auf dem Weg lassen wir nochmals mehr Luft aus unseren Reifen, um Beats und unsere Gelenke zu schonen. Eine weise Entscheidung. Nun schlägt es deutlich weniger. Immer wieder werden wir von Jeeps und Pickups überholt, die mit 80 Stundenkilometer über die gerippte Piste rasen. Diese Taktik ermöglicht ihnen, quasi über die Wellen zu schweben. Für uns leider keine Option, denn zwischendurch tauchen plötzlich Löcher auf oder der Wall in der Mitte ist so hoch, dass wir aufschlagen würden. Uns bleibt somit nur, das Rütteln in Kauf zu nehmen, und ganz geduldig ans Ziel zu kriechen. Als wir am Schlafplatz ankommen belohnen wir uns mit einem kühlen Bier und beobachten die Viscachas (Hasenmäuse), welche von Felsen zu Felsen hüpfen. Ein sehr idyllischer und einzigartiger Schlafplatz direkt am Startpunkt einer Rundwanderung. Diese unternehmen wir am nächsten Morgen vor der Weiterfahrt zur Laguna Colorada.







Flamingos und Vicuñas bei der Laguna Colorada
Auf dem Weg zur Laguna Colorada brauchen wir viel Geduld. Immer wieder ist der Sandwall in der Mitte so hoch, dass wir mit unserer geringen Bodenfreiheit die Strasse mehr oder weniger neu pflügen. Eine gute Spur zu finden ist schwierig. Entweder wir fahren auf dem Sand und schwimmen oder in den Spuren und sammeln dabei jede Menge Steine und Sand auf. Für Nadle und Tom ist es etwas einfacher, da ihr Fahrzeug ca. 30 Zentimeter mehr Bodenfreiheit hat. Aber auch sie sind müde und froh, als wir den Aussichtspunkt oberhalb der Lagune erreichen. Mittlerweile ist es schon fast dunkel. Wir kochen Abendessen und fallen erschöpft ins Bett. Am nächsten Morgen besuchen wir die Lagune und sind fasziniert. Die Farbe des Wassers wirkt schon fast giftig. Einige Streifen sind pink, andere eher orange und wieder andere graublau. Dekoriert wird dieses Gemälde von hunderten von Flamingos, die im Wasser nach Nahrung fischen und Vicuñas die am Ufer Wasser trinken. Ein Schauspiel. Wir setzen uns hin, beobachten die Tiere und tanken etwas Sonne. Natürlich stets mit Kappe und Daunenjacke, denn wir befinden uns nach wie vor auf 4000 Metern und es weht ein bissiger Wind.











Wind, Steine und die erste kritische Situation
Weiter geht es durch eine Mondlandschaft zu den Geysiren. Zu Beginn ist die Strasse ähnlich wie am Tag zuvor. Rund um die Geysire verschlechtert sich diese aber deutlich. Neben Sand liegen nun auch viele grosse Steine auf der Fahrbahn. Eigentlich wollten wir bei den Geysiren übernachten. Der starke Wind macht uns aber Sorgen und daher beschliessen wir bis zur heissen Quelle kurz vor der Laguna Verde durchzufahren. Bryan fährt und Tom und ich gehen voraus und räumen stetig Steine aus dem Weg. Wir kommen nur langsam voran. Wenig später fahren wir uns dann auch noch auf einem Sandwall fest. Mit den Händen schaufle ich wie ein Hund den Sand weg, während Bryan versucht den optimalen Winkel zu finden, um diesen zu überqueren. Ein Pflug hat die Hauptstrasse freigeräumt und die Zugangsstrasse, von welcher wir kommen, komplett zugeschüttet. Mit Mühe und Not schaffen wir es uns selbst auszubuddeln und nicht wieder festzufahren. Langsam, aber sicher fragen wir uns, weshalb wir uns dies zugemutet haben.



Ein heilsames Bad und eine eisblaue Lagune
Trotz wunderschöner Natur setzen uns Kälte, Wind und die schlechten Strassen mehr und mehr zu. Mittlerweile sind wir schon drei Tage unterwegs. Als wir am nächsten Morgen in der heissen Quelle sitzen und den Flamingos bei ihrer Morgenroutine zuschauen, ist die Welt schnell wieder in Ordnung. Wir bleiben im Wasser, bis unsere Finger komplett verschrumpelt sind und brechen dann mit neuer Energie auf zur Laguna Verde. Diese ist, wie wir finden, eher eisblau als grün aber auf jeden Fall wunderschön. Das knallige Wasser, der von Vulkanen umrahmten Lagune, bringt einen willkommenen Farbtupfer in die sonst karge Landschaft. Angekommen machen wir uns zu Fuss auf den Weg ans Ufer. Der Wind ist erbarmungslos und eiskalt. Länger als eine halbe Stunde halten wir es nicht aus und flüchten zurück in unsere Autos. Nichts wie weg, zur etwas windgeschützten Grenze zu Chile. Natürlich gibt es auf den letzten Kilometern nochmals eine Herausforderung. Wir müssen den Fluss, welcher zur Lagune führt, durchqueren. Bei der näheren Betrachtung sind wir uns unsicher, ob dieser für uns nicht zu tief ist. Einige Meter von der Strasse entfernt ist das Wasser seichter. Jedoch gibt es noch keine Spur. Nadle und Tom bleiben auf der Strasse und schaffen es ohne Probleme durch das ungefähr einen halben Meter tiefe Wasser. Wir versuchen unser Glück bei der seichteren Stelle und brechen prompt mit den beiden Vorderrädern ein. Der Untergrund ist nicht so hart wie es schien. Innert Sekunden wechseln wir in den Rückwärtsgang und schaffen es mit Mühe und Not zurückzusetzen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Überquerung ebenfalls bei der tiefen Stelle zu versuchen. Wenn das nur gut geht. Es gelingt problemlos. Da haben wir uns wohl unnötig in eine unangenehme Situation gebracht. Nach diesem Schock erreichen wir das Refugio. Dort verbringen wir die letzte Nacht in Bolivien, bevor es an Bryans Geburtstag nach Chile geht.



… völlig angespannt sitze ich in meinem bequemen Sitzsack und verfolge lesend eure letzte Reise Etappe. Ich bin fasziniert, zittere mit euch über die Steine und Salzwüste, durchquere mir fast nassen Füssen den Fluss, hoffe, dass alles gut geht und bin erleichtert… es ist grandios, euch zu folgen. Und die einzigartigen Bilder zu sehen. Vor allem die „Täuschungen“. Danke, dass ich mit euch reisen kann! Einfach phantastisch!
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Es freut uns, dass du so mit dabei bist☺️
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