Die ersten Tage in Chile und Argentinien

Der Grenzübertritt von Bolivian nach Chile ist spektakulär, denn der Grenzposten Hito Cajon liegt auf 4480 Metern. Danach geht es mehrere tausend Meter hinunter in die Wüstenstadt San Pedro de Atacama. Lange verweilen wir nicht im Lande, denn fortan fahren wir im Zickzack Richtung Süden. Der nächste Stopp liegt bereits in Argentinien. Wir besuchen die eher unbekannte aber schöne Stadt Salta. Von dort aus arbeiten wir uns weiter vor ins Landesinnere bis zum ersten Weingebiet: Cafayate.

Nach einer eisig kalten Nacht (-11 Grad im Auto) und einem ausgiebigen Geburtstagsbrunch mit Pancakes und Brownies machen wir uns auf den Weg zum Grenzposten. Aktuell sind wir noch in Bolivien aber die Grenze ist nur einige hundert Meter entfernt. Bryan kann somit seinen Geburtstag in zwei verschiedenen Ländern feiern. Gar nicht schlecht oder? Die Grenze Hito Cajon zählt zu den höchstgelegenen weltweit. Strom gibt es auf der bolivianischen Seite heute keinen. Wir müssen unsere Daten von Hand eintragen und die Grenzbeamten fotografieren unsere Dokumente mit dem Handy. Wenn der Strom wieder da ist, wird dann alles nacherfasst. Der chilenische Komplex ist eine Art «Drive Through». Uns ist es recht, denn es windet und ist kalt. Nach einer kurzen Passkontrolle steht die Inspektion des Fahrzeugs an. Nun ist es Zeit von unseren Pflanzen Abschied zu nehmen, die uns seit Mexiko begleiten. Denn in Chile ist die Einfuhr von Pflanzen, Früchten, Gemüse, Eier und Fleisch streng verboten. Das Personal ist sehr freundlich uns alles geht speditiv voran. Nach rund 30 Minuten fahren wir in Richtung San Pedro de Atacama. Bienvenido a Chile!

Sonne tanken in San Pedro de Atacama

Die Strasse von der Grenze bis nach San Pedro ist einzigartig. Innerhalb von weniger als einer Stunde lassen wir 2000 Höhenmeter hinter uns. Diesel benötigen wir keinen, wir können Beat einfach den Berg hinunterrollen lassen. In der Stadt angekommen, quartieren wir uns auf einem Camping ein, und setzen uns zuallererst ein wenig an die Sonne. Herrlich, diese Temperaturen. Die Architektur der Stadt ist nicht gerade atemberaubend und auch die sandigen Strassen irritieren uns anfangs ein wenig. Dafür überzeugt das gastronomische Angebot. Hinter den unscheinbaren Fassaden verstecken sich hübsche Innenhöfe. Diese beherbergen charmante Cafés, leckere Bäckereien sowie schöne Restaurants und Bars. Das hatten wir schon lange nicht mehr. Schliesslich haben wir die letzten Wochen stets in abgelegenen Regionen verbracht. Hinzu kommt, dass es solche Angebote in Bolivien und Peru lediglich in den ganz grossen Städten gibt. Nach drei erholsamen Tagen brechen wir auf zum Magic Bus. Dieser liegt in der Wüste etwas ausserhalb von San Pedro und ist der perfekte Ort, um die Sterne zu beobachten.

Sand- und Touristenansturm

Um zum Magic-Bus zu gelangen steht wieder einmal ein Wellblech-Piste auf dem Plan. Unsere Begeisterung hält sich in Grenzen. Aber was nimmt man nicht alles auf sich, um an schöne Orte zu gelangen. Zum Glück ist die Strecke nicht allzu lang. Als wir eintreffen brennt die Sonne richtiggehend vom Himmel. Ausser uns ist niemand vor Ort. Wir parkieren unseren Van und erkunden die Gegend. Wir planen hier zu schlafen und die Abend- und Nachtstimmung zu nutzen. Hinter dem schon ziemlich verrosteten Bus türmen sich Hügel aus geschmolzenem Salz auf. Auf den ersten Blick wirkt es wie Sand und Glas. Als wir von unserer kleinen Entdeckungstour zurückkommen, treffen die ersten Touristenbusse ein. Innert weniger Minuten füllt sich der Parkplatz und die Leute stehen Schlange. Ein Spektakel. Wir sitzen ganz gemütlich in unseren Campingstühlen und beobachten, wie die Touristen posieren. Am späteren Nachmittag wird der Wind immer stärker. Es folgt ein richtiger Sandsturm. So schnell wie der Sturm kam, sind dann auch die Touristen wieder weg. Das Abendessen draussen fällt aufgrund dieser harschen Bedingungen leider ins Wasser. Wir flüchten in unsere Camper, kochen dort etwas und warten bis sich die Lage entspannt. Mit dem Einbruch der Dunkelheit lässt der Wind nach. Dafür ist es nun ziemlich kalt. Ausgerüstet mit Glühwein und dick eingepackt setzen wir uns nach Draussen und beobachten den klaren Sternenhimmel. Wir haben ein super Sicht auf die verschiedenen Sternbilder. Und natürlich schiessen nun auch wir noch ein paar Bilder mit dem Magic Bus. Ganz in Ruhe und ohne Zuschauer.

Ein unnötiger Umweg zu einer verwaisten Grenze

Bereits nach fünf Tagen in Chile verlassen wir das Land wieder. Denn im Norden hat auch Argentinien so Einiges zu bieten. Fortan werden wir immer wieder die Grenze zwischen den beiden Ländern überqueren, da die Highlights entlang der Grenze auf beiden Seiten verstreut sind. Ein Reisender hat uns die Strasse über den Paso Sico empfohlen. Diese soll landschaftlich wunderschön sein. Rund drei Stunden dauert die Fahrt in die Anden bis zum Grenzposten. Wir treffen erst am späten Nachmittag ein. Die Gebäude wirken verwaist. Es ist weit uns breit niemand zu sehen. Wir betreten das Gebäude und machen uns bemerkbar: «Hola, hay alguien?» Nach mehrmaligem Rufen schlurft ein Beamter in unsere Richtung. Er teilt uns mit, dass sich die chilenischen Grenzbeamten aufgrund eines Konflikts von dieser Grenze zurückgezogen haben. Es sei nur die argentinische Seite geöffnet. Ohne Ausreisestempel von Chile könne er uns aber nicht reinlassen. Fassungslos starren wir ihn an. Das wollen wir so nicht hinnehmen. Wir fordern ein Lösung. Schliesslich sind wir drei Stunden zur Grenze gefahren und auf keinem der Strassenschilder war vermerkt, dass diese geschlossen ist. Doch egal was wir versuchen, es ist nichts zu machen. Frustriert und wütend verkriechen wir uns in unsere Autos. Zurückfahren in der Dunkelheit ist keine Option. Wir schlafen an der Grenze. Als uns am nächsten Morgen ein zutraulicher Fuchs begrüsst, ist der Frust schon fast wieder verflogen. Wir nehmen die sechsstündige Reise zur Grenze Nummer zwei in Angriff. Zuerst geht es den gleichen Weg zurück nach San Pedro und dann nochmals drei Stunden hoch in die Anden zur benachbarten Grenze. Insgesamt sind dies 330km und rund 4000 Höhenmeter. Eine anstrengende Fahrt. Dafür verläuft die Ein- und Ausreise nun reibungslos. Wir sind in Argentinien!

Zwischenstopp in Salta

Auf der Strecke zum ersten Weingebiet Argentiniens liegt die eher unbekannte Stadt Salta. Dort legen wir einen Stopp ein, um uns zu organisieren und einfach mal nichts zu machen. Daher gibt es auch praktisch keine Bilder, obwohl die Stadt so einiges zu bieten hatte. Argentinien befindet sich seit Jahrzehnten in einer schlimmen Wirtschaftskrise. Das Geld entwertet sich wöchentlich. Preise sind meist nicht angeschrieben, weil sie sich so schnell verändern. In den grossen Supermärkten gibt es digitale Anzeigen, für eine flexiblere Anpassung. Was für die Leute im Land schrecklich ist, ist für uns Reisende ein Vorteil. Denn wir können unsere stabile Währung zu einem unglaublichen Kurs bei Western Union umtauschen. International bekannt ist dieses Verfahren als Blue Dollar. Für 100 Franken erhalten wir argentinische Pesos im Wert von 200 Franken. Dafür geben wir das Geld im Land aus und unterstützen die Wirtschaft hoffentlich ein wenig. In Salta probieren wir dies zum ersten Mal aus und besuchen eine Western Union Filiale. Für 300 Franken erhalten wir über 100’000 argentinische Pesos. Die grösste Note ist 1000, meist bekommt man aber nur 500er. Das ist dann ein ordentlicher Stapel Geld. Ziemlich ungewohnt für uns.

Cafayate – Wein und gutes Essen

Wein und Argentinien. Ein untrennbares Duo. Seit Beginn unserer Reise freuen wir uns auf den guten Wein in Argentinien. Die Vorfreude ist also gross, als wir zum ersten Weingebiet aufbrechen. Die im Norden gelegene Stadt Cafayate ist deutlich weniger bekannt als Mendoza, gemäss Vorab-Recherche aber mindestens genauso schön. Zudem wächst hier eine besondere Rebsorte: Torrontés. Aus dieser weissen Traube wird ein erfrischender Weisswein hergestellt. Perfekt für die heissen Temperaturen. Die Anreise ins hübsche Städtchen allein ist schon ein Abenteuer. Wir fahren durch bizarre rote Felsformationen, vorbei an Canyons and Flüssen bis schliesslich die ersten Rebfelder in der Ferne auftauchen. Beat stellen wir auf dem Camping Municipal ab. Argentinien ist eine Camping Nation. Daher verfügt jedes grössere Dorf über einen Camping mit Grillstellen, Duschen und Toiletten. Die Plätze sind nicht immer wunderschön aber sehr praktisch und kostengünstig. Am nächsten Tag besuchen wir das bekannte Weingut Piatelli. Es stehen eine Führung, eine Degustation sowie ein Mittagessen mit Weinbegleitung auf dem Programm. Vor allem der erfrischende Torrontés hat es uns angetan. Natürlich kaufen wir uns gleich eine Flasche. Nach dem super leckeren Essen und einigen Gläsern Wein legen wir ganz nach argentinischer Manier eine lange Siesta ein. Man sollte sich ja an die lokalen Gepflogenheiten anpassen. 😉 Nächster Stopp: Nationalpark Talampaya

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