Auch in unserer zweiten Woche in Argentinien dreht sich wieder vieles um Wein. Aber nicht nur, vor Mendoza machen wir einen Abstecher in den von Unesco ausgezeichneten Nationalpark Talampaya. Danach tauchen wir in Mendoza in die Welt des Weins ein, bevor es weitergeht nach Chile in die Grossstädte Santiago und Valparaíso.
Nach der Weindegustation in Cafayate verabschieden wir uns vorerst von Nadle und Tom. Sie fahren nach Cordoba und wir Richtung Nationalpark Talampaya. Dort warten eine einzigartige Wüstenlandschaft und skurrile Felsformationen auf uns. Obwohl die Strasse in Richtung Talampaya in einem sehr guten Zustand ist, schaffen wir es nicht in einem Tag. Argentinien ist riesig. Fahretappen über 500km sind keine Seltenheit. Da wir nicht gerne mehr als fünf Stunden am Stück fahren, haben wir uns im Vorfeld einen kostenlosen Camping Municipal herausgesucht. Als wir eintreffen, sind schon zwei deutsche Pärchen vor Ort und wir werden direkt zum Kaffee eingeladen. Das Highlight folgt aber noch: drei streunende Hundebabies. Sie verbringen den ganzen Nachmittag und Abend mit uns. Am liebsten hätten wir alle drei mitgenommen. Aber Reisen mit einem Hund, oder besser gesagt drei Hunden, wäre weitaus komplizierter. Daher lassen wir sie schweren Herzens zurück und vertrauen darauf, dass sie auf dem Camping ein gutes Zuhause finden. Und wenn nicht, werden sie dort hoffentlich gefüttert und von ihrem grossen Bruder beschützt. Dieser hatte es sich direkt in Beat gemütlich gemacht.





Talampaya Nationalpark
Am nächsten Nachmittag treffen wir beim Talampaya Nationalpark ein. Rund um uns herum hat es nichts ausser rotem Sand und spärlichen Büschen. Die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel. Zum Glück haben wir unsere Markise und können uns in den Schatten setzen. Zum Abendessen gibt es Chorizo vom Grill und einen fast schon kitschigen Sonnenuntergang. Danach legen wir uns ins Bett, damit wir für die geführte Tour am nächsten Morgen fit sind. Um 08:30 geht es los. Im Bus angekommen, stellen wir fest, dass wir einen argentinischen Seniorenausflug auffüllen. Es herrscht lautes Geschnatter und Gelächter. Schmunzelnd setzen wir uns hin und beobachten das wilde Treiben, bevor es los geht. Wir fahren durch den roten Sand in den Canyon hinein, vorbei an den fast in den Himmel ragenden, zerklüfteten Felswänden. Ein toller Anblick. Beim ersten Stopp erklärt uns der Guide die Flora und Fauna. In dieser kargen Umgebung leben tatsächlich noch einige Tiere. Wir sehen Hasen, einen Fuchs und Kondore. Danach geht es weiter zu einer Echowand sowie den Monolithen. Wir sind fasziniert von der Landschaft und den riesigen Felsmonolithen und geniessen die gute Stimmung, die durch die argentinische Reisegruppe verbreitet wird. Nach rund drei Stunden sind wir zurück beim Parkplatz. Normalerweise sind wir keine Fans von geführten Touren, aber diese hat sich wirklich gelohnt.











Radtour durch die Weingüter von Mendoza
Als wir in Mendoza ankommen sind wir erstaunt, wie gross die Stadt ist. Mit Agglomeration leben fast eine Million Menschen in der Stadt des Weins. Umrundet ist sie von Weingütern, welche den weltbekannten Malbec produzieren. Die erste Nacht verbringen wir in der Stadt und schlafen auf einem bewachten Parkplatz im Zentrum. Danach fahren wir etwas aus der Stadt heraus auf einen in einem grossen Park angelegten Camping. Leider regnet es für zwei Tage ununterbrochen, weshalb wir vorerst keine Weintour machen können. Als wir dann am Montag los wollen, gibt unsere Starter-Batterie den Geist auf. Zum Glück ist der Bewirtschafter des Campings mit seinem Traktor vor Ort und überbrückt uns. So schaffen wir es trotzdem noch zum Fahrradverleih, von wo aus wir unsere Weintour starten.
Rebstauden wohin das Auge reicht. Das Weinanbaugebiet in Mendoza ist fast so gross wie der Kanton Zürich.
Als erstes besuchen wir das kleine Bio-Weingut Pulmary. Der junge Inhaber spricht perfekt Englisch und erklärt uns, was die Lagerung in den verschiedenen Fässern für eine Wirkung auf den Wein hat. Zudem dürfen wir ab Fass kosten und können somit direkt vergleichen. Der Unterschied zwischen dem im französischen oder amerikanischen Eichenfass gelagertem Wein ist deutlich erkennbar. Eine tolle und sehr authentische Tour. Nach drei Gläsern Wein sowie einem halben Glas Bier schwingen wir uns leicht beschwipst wieder auf unsere Räder. Beim nächsten Stopp gibt es etwas in den Magen. In einem Familienbetrieb verkosten wir verschiedene Oliven-Tapenaden und Konfitüren. Denn neben Wein werden in der Region rund um Mendoza auch Oliven und Früchte angebaut. Nach diesem Apéro geht es über die guten Velowege weiter zu einer Wein-Finca, wo es ein leckeres Mittagessen gibt. Natürlich begleitet durch ein Glas Malbec. Zu guter Letzt radeln wir noch zu einem luxuriösem Weingut, auf welchem wir in Mitten der Reben degustieren können. Ein würdiger Abschluss. Mittlerweile ist es schon nach fünf Uhr. Da wir die Fahrräder um sechs zurückbringen müssen, legen wir auf dem Rückweg einen kleinen Sprint hin. Danach sind wir schon fast wieder nüchtern. 😉











Über die Anden nach Santiago de Chile
Nach zwei erlebnisreichen Wochen in Argentinien verabschieden wir uns vorerst vom Land des Weins und fahren über die Anden nach Chile. Eine schöne Strecke, die unter anderem an der Puente de Inca vorbeiführt. Eine durch Schwefelablagerungen natürlich geformte Brücke. Wir legen einen kurzen Fotostopp ein, bevor wir an der Grenze eintreffen. Diese liegt auf der chilenischen Seite direkt neben einem Skigebiet. Im Frühling hat es hier keinen Schnee und die verwaisten Skilifte und Chalets wirken etwas gespenstig. Das Ein- und Ausreiseprozedere dauert mehrere Stunden aufgrund des sehr grossen Andrangs. Es scheint, als wollte heute das halbe Land hier über die Grenze. Hinzu kommt, dass Chile alle Autos auf Lebensmittel durchsucht werden. Daher dauert die Einreise meist länger, als in anderen Ländern. Zum Glück sind wir mittlerweile geübt im Warten. Trotzdem sind wir froh, als wir den Grenzkomplex nach drei Stunden verlassen und Richtung Santiago de Chile fahren. In der riesigen Stadt angekommen, finden wir einen kostenlosen Übernachtungsplatz am Fusse des Cerro San Cristóbal und treffen dort auf die deutschen Reisenden Henne & Mark. Gemeinsam lassen wir den Abend bei einem Bier ausklingen. Lange möchten wir nicht in der Stadt verweilen. Aber wie immer in den grossen Städten gibt es ein paar Dinge zu organisieren. Wir benötigen eine neue Bordbatterie, möchten den Dieselfilter wechseln lassen und den mittlerweile tropfenden Wasserhahn ersetzen. Da die Fachgeschäfte in der ganzen Stadt verteilt sind, benötigen wir fast zwei Tage, um alles zu erledigen. Natürlich nehmen wir uns auch noch etwas Zeit, die Stadt zu besichtigen. Da wir direkt am Fusse des Cerro San Cristóbal übernachten, lassen wir uns eine Fahrt mit der Seilbahn zum Aussichtspunkt nicht nehmen. Von dort aus wird einem erst klar, wie riesig Santiago ist. Fast sieben Millionen Menschen leben in dieser Metropole. Zudem besuchen wir das Menschenrechts-Museum, in welchem die Geschichte der Schreckensherrschaft unter Pinochet eindrücklich aufbereitet wurde. Danach geht es weiter in die Künstlerstadt Valparaíso.






Farbige Strassen in Valparaíso
Valparaíso liegt nur eine kurze Fahrt von Santiago de Chile entfernt. Bekannt ist es für seine tolle Lage am Meer und unzählige Graffitis. Aufgrund der vielen Warnungen in der Camping-App iOverlander übernachten wir in einem Vorort ausserhalb der Stadt. In den letzten Jahren hat der Anteil Obdachloser und Drogensüchtiger in der Stadt stark zugenommen und damit leider auch die Kriminalität. Immer wieder wurden Reisenden die Reifen zerstochen oder Scheiben eingeschlagen. Das möchten wir nicht riskieren. Mit dem öffentlichen Bus sind wir von unserem Camping aus innerhalb von 40 Minuten in der Stadt. Das passt perfekt. Wir verbringen einen Tag gemütlich auf dem Camping und am nahe gelegenen Strand sowie einen Tag in der Stadt. Im bekannten Künstlerviertel gibt es tatsächlich an jeder Ecke etwas zu entdecken. Wir flanieren durch die Gassen, essen ein Glacé, bewundern die Streetart und besuchen den Fischmarkt. Allerdings kommen wir immer wieder an Ecken vorbei, wo deutlich zu sehen ist, dass sich die Stadt nicht in eine gute Richtung entwickelt. Das trübt das Erlebnis etwas. Am Abend erfahren wir dann, dass Nadle & Tom jetzt in Santiago sind und in einer Woche nach Hause fliegen. Wir beschliessen nochmals nach Santiago zurückzufahren, bevor es in den Süden geht. Über ein Jahr hinweg sind wir immer wieder gemeinsam gereist und haben unzählige tolle Erinnerungen gesammelt. Darauf wollen wir nochmals anstossen und gebührend Abschied nehmen.










