Die nächsten Wochen sind geprägt von schneebedeckten Vulkanen, uralten Araukarienbäumen und kristallklaren Seen. Wir fahren von Santiago de Chile nach Pucón. Von dort aus geht es einmal mehr über die Grenze entlang der bekannten «Ruta de los siete lagos» bis nach Bariloche. Und zum Abschluss zum Vulkan Osorno, welcher bereits wieder in Chile liegt.
Auf dem Weg von Santiago de Chile nach Pucón übernachten wir auf einem kleinen Biobauernhof. Dieser liegt ziemlich abgelegen, aber ungefähr in der Mitte der Strecke. Während wir der schmalen Naturstrasse entlang fahren, streifen wir immer wieder die gelben Blütensträucher. Die Umgebung ist wild und wunderschön. Auf dem Bauernhof angelegen, gönnen wir uns etwas Ruhe. Es war eine lange, anstrengende Fahrt, denn es gab wieder einmal einen Streik. Hunderte Lastwagenfahrer haben alle 20 Kilometer die Autobahn blockiert und dadurch einen enormen Rückstau verursacht. Nichts desto trotz haben wir unser Ziel erreicht. Jedoch mit zwei Stunden Verspätung. Am nächsten Tag zeigt uns die Bäuerin noch den Hof und wir dürfen frische Früchte pflücken. Der perfekt Start in den Tag.


Villaricca – der schönste Vulkan Chiles
Zum Glück sind die Lastwagenfahrer am nächsten Morgen nicht mehr unterwegs oder zumindest nicht auf unserer Strecke. Wir schaffen es wie geplant nach Pucón und freuen uns wahnsinnig über die grünen Wiesen, Blumenfelder und schönen Wälder. Erst jetzt wird uns bewusst, dass wir dies richtig vermisst haben. Denn die Landschaft in den Hochebenen Boliviens und Chiles ist zwar wunderschön, aber im Vergleich karg. Wer jetzt denkt, das wäre es gewesen mit den Streiks der täuscht sich. Denn neben den Lastwagenfahrer streiken auch die Nationalpark-Mitarbeiter. Und zwar schon seit einigen Wochen, weshalb einige Parks geschlossen sind. Davon lassen wir uns aber nicht abschrecken. Wir haben gehört, dass man sich zum Teil über die nicht besetzen Seiteneingänge problemlos reinschleichen kann. Unser Ziel ist ein Aussichtspunkt, von welchem man einen schönen Blick auf den Vulkan Villarrica sowie die umliegenden Vulkane hat.
Die Araukarie ist der Nationalbaum Chiles und wird auch Andentanne genannt.
Wir fahren mit Beat bis zum Ausgangspunkt der Wanderung und können problemlos passieren. Die Rangerstation ist nicht besetzt. Der erste Teil der Wanderung führt durch einen wunderschönen Wald. Angetan haben es uns vor allem die Araukanien, mit ihren perfekt aneinander gereihten Blättern. Das Wetter ist perfekt und die Temperaturen sommerlich. Wir sind in kurzen Hosen und T-Shirt unterwegs. Als wir aus dem Wald herauskommen und feststellen, dass wir nun noch mehrere Kilometer über ein Schneefeld wandern müssen, zweifeln wir etwas an unsere Kleiderwahl. Vor allem, als wir wenige Minuten später auf chilenische Schüler treffen, die dick eingepackt einen Schneehügel runterrutschen. Wir setzen unseren Pfad trotzdem fort bis zum Aussichtspunkt, welcher einen freien Blick auf den aktiven Vulkan Villarrica offenbart. Trotz Schnee ist es nicht wirklich kalt. Der Villarrica stösst kontinuierlich kleine Rauchwolken aus und wirkt wie ein schlafender Riese. Ein toller Anblick. Auf dem Rückweg geht es nur noch bergab und so sind wir schnell wieder bei Beat. Es geht weiter zu unserem Schlafplatz an der argentinischen Grenze neben einem weiteren Vulkan, dem Lanin.






Die sieben Seen-Route
Wir übernachten auf einem Rastplatz zwischen Aurakanien mit wunderbarer Sicht auf den Vulkan Lanín. Dieser steht quasi auf der Grenze zwischen Chile und Argentinien. Da wir aufgrund unserer Reservation im Torres del Paine Nationalpark etwas Zeitdruck haben, besuchen wir den dazugehörigen Nationalpark nicht, sondern fahren direkt weiter nach Bariloche. Aber immerhin konnten wir den kegelförmigen Vulkan von unserem Schlafplatz aus bewundern.



Die Strecke vom Lanín nach Bariloche ist ein Traum. Sie schlängelt sich vorbei an den kristallklaren Seen und führt durch kleine hübsche Dörfer. Da gerade Frühling ist, sind die Seen eingerahmt durch knallgelbe Büsche und die Strassen gesäumt von verschiedenfarbigen Lupinenfelder. Nach einigen Stunden treffen wir in Bariloche ein und informieren uns bei der Touristeninformation welche Wanderwege bereits geöffnet sind. Denn wenn auch im Tal die Temperaturen bis auf 25 Grad klettern und alles blüht, hat es in den Bergen noch ziemlich viel Schnee. Wir entscheiden uns, an einem Tag dem See entlang zu spazieren und in der bekannten Brauerei Patagonia ein Bier mit Panoramablick zu geniessen und am anderen Tag eine grösser Route in den Bergen zu machen. Diese sollte gemäss Informationen online und im Touristenbüro geöffnet sein. Und natürlich gönnen wir uns in der Stadt noch ein leckeres argentinisches Steak.
Bariloche wird häufig mit der Schweiz verglichen. Die Häuser im Ski- und Wanderparadies ähneln Schweizer Chalets und es gibt diverse Schokoladengeschäfte.
Übernachten dürfen wir kostenlos in der direkt neben Bariloche gelegenen Colonia Suiza. Diese hat wenig mit der Schweiz zu tun, ist aber ein guter Ausgangspunkt für die Wanderung und bietet einen schönen Souvenirmarkt sowie einen Badestrand. Wir wandern direkt vom Camping aus los bis zum Refugio, bei welchem wir gemäss Karte zum weiterführenden Wanderweg traversieren sollten. Oben angekommen, teilt uns der Hüttenwart dann aber leider mit, dass wir das Schneefeld nicht überqueren dürfen. Letzte Woche sei jemand stecken geblieben und musste gerettet werden. Schade! So wird aus der geplanten Runde leider nichts. Wir wandern den gleichen Weg wieder zurück. Gelohnt hat es sich trotzdem, denn vom Refugio aus hat man eine tolle Weitsicht über die verschiedenen Seen. Zurück in der Colonia Suiza besuchen wir noch die «Feria Artesanal» und entdecken das leckerste Honigbier von Argentinien. Auf einer kleinen Bühne spielt eine argentinische Band Livemusik, es wird getanzt und gesungen. Die Stimmung ist ausgelassen. Wir legen die Füsse hoch und lassen die fröhliche Stimmung auf uns wirken, bis wir uns müde aber zufrieden in Beat zurückziehen.















Zurück nach Chile zum Vulkan Osorno
Auf dem Weg nach Chile übernachten wir noch einmal an einem wunderschönen See und geniessen ein Fondue. Dieses haben wir im Supermarkt gefunden. Somit kommt doch noch ein wenig Schweizer-Stimmung auf in der argentinischen Schweiz. Danach geht es über die Grenze in Richtung Puerto Montt. Wir campen am Ufer des Lago Llanquihue mit freier Sicht auf den Vulkan Osorno. Es ist unglaublich, wie viele schöne Ecken es hier zu entdecken gibt. Gerne hätten wir etwas mehr Zeit in dieser wunderbaren Seenregion verbracht. Aber die Tickets für den Torres del Paine Nationalpark sind gebucht. Wir müssen weiter. Nächste Etappe: Carretera Austral, auch bekannt als die schönste Strasse der Welt!




