Auf den Spuren der Pinguine

Vom südlichsten Punkt Argentiniens geht es nun der Atlantikküste entlang wieder Richtung Norden. Dabei überqueren wir noch ein letztes Mal die Grenze zwischen Chile und Argentinien. Die Route richtet sich nach den Pinguin-Kolonien. Das Ziel ist, alle in Feuerland lebenden Arten zu besuchen.

Bevor wir den Weg Richtung Norden antreten können, muss Beat jedoch nochmals in die Garage. Seit einigen Tagen raucht er deutlich mehr als gewöhnlich und die Leistung des Motors ist ebenfalls nicht wie gewünscht. In Feuerland gibt es keine grosse Auswahl an Automechanikern. Unsere beste Chance ist die Stadt Río Grande. Wie sich jedoch herausstellt, wird es auch dort eine grosse Herausforderung. Der erste Mechaniker, welchen wir anfahren, ist seit unbestimmter Zeit nicht mehr bei der Arbeit aufgetaucht. Seine Mitarbeiter sind zwar vor Ort, wissen aber nicht was tun. Wann er zurück kommt, weiss niemand so genau. In der zweiten Garage, brechen sie uns drei Schrauben ab, beim Versuch die Injektoren zu prüfen und verweisen uns dann inklusive Schaden weiter an Garage drei. Dort gelingt es, die Injektoren auszubauen. Jedoch stellen sie dann fest, dass dies nicht das Problem war. Nach drei Tagen in drei Garagen und Ausgaben von rund 800 Franken für eine falsch angeordnete Injektoren-Reinigung fahren wir desillusioniert weiter.

Königspinguine in Chile

Obwohl das Problem nicht gelöst ist, fährt sich Beat dank der Reinigung aller Schläuche, des Turbos und der Abgasrückführung etwas besser. Das muss reichen. Nach so viel Frust freuen wir uns nun, auf den anstehenden Besuch einer der einzigen Königspinguin-Kolonie ausserhalb der Subantarktis. Die Pinguine haben sich 2010 in der geschützten Bucht «Bahia Inútil» im chilenischen Teil von Feuerland eingenistet und sind geblieben. Dank der Tierschutzorganisation «Reserva Pingüino Rey» hat sich die Population zudem stetig vergrössert. Vor Ort treffen wir die beiden deutschen Reisenden Henne & Mark wieder. Gemeinsam bewundern wir die Pinguine von den Observations-Terrassen aus. Als dann auch noch Guanacos auftauchen und munter zwischen den Pinguinen umher spazieren, wirkt es schon fast etwas surreal. Nach dem Besuch des Reservats lassen wir den Abend bei einem gemeinsam Abendessen ausklingen. Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege leider schon wieder. Denn Henne & Mark fahren in den Süden und wir Richtung Norden.

Gauchos in Aktion

Als wir am nächsten Morgen der Naturstrasse entlang fahren tauchen vor uns mehrere Hundert Schafe auf. Endlich sehen wir Gauchos in Aktion. Mit Pferd und Hunden treiben sie die Schafe der Strasse entlang. Die Schafe bewegen sich wie ein Fischschwarm, welcher um unsere Auto herumschwirrt. Die Hunde sind klar die Chefs und machen einen beeindruckenden Job. Wir geniessen die Show bevor es weiter geht bis nach Río Gallegos. Dort warten die nächsten Pinguine auf uns.

Der Fluch der Schotterstrassen

Wir treffen wie geplant in Río Gallegos ein und biegen in die 100km lange Schotterpiste ab. Diese soll uns zur Pinguin-Kolonie Nummer zwei führen. Weit kommen wir leider nicht. Ein Pick-up rast ungebremst an uns vorbei und wirbelt dabei unzählige Steine auf. Einer davon fliegt mit voller Wucht in unser Seitenfester und zerstört dieses komplett. Wir müssen die Scheibe rausschlagen, da sich beim Fahren immer wieder Splitter lösen. Das heisst für uns zurück in die Stadt und einen Fensterersatz besorgen. Denn ohne Fenster können wir unmöglich wild schlafen, geschweige denn weite Strecken fahren. Irgendwie sind wir gerade etwas vom Pech verfolgt. Glücklicherweise finden wir bereits am nächsten Tag eine Firma, welche uns eine Plexiglas-Scheibe zuschneiden kann. Mit dieser sollten wir es bis Buenos Aires schaffen. Zur Pinguin-Kolonie wollen wir trotzdem noch. Zweimal nacheinander sollte so ein schlimmer Steinschlag hoffentlich nicht vorkommen. Trotzdem halten wir bei Gegenverkehr nun jeweils ganz an und nehmen so viel Abstand wie möglich.

Angekommen im Pingu-Land

Angekommen bereuen wir diesen Entscheid keine Sekunde. Bereits auf dem Hinweg hören wir den Gesang der Pinguine. Über 80’000 Magellan Pinguine ziehen hier ihre Jungen gross und wir sind mittendrin. Die Magellan Pinguine haben wir zwar bereits in Ushuaia gesehen aber nur vom Boot aus. Vom Parkplatz führt ein Rundweg durch die Kolonie, von welchem man die Pinguine beobachten kann. Immer wieder überqueren sie den Weg und watscheln in ihrem Frack an uns vorbei. Die Jungen rufen unentwegt nach Futter, während Mutter und Vater sich mit dem Bewachen der Nester und Jagen abwechseln. Mehrere Stunden beobachten wir das wilde Treiben und sind fasziniert von diesen lustigen Tieren.

Beat die Pinguin-Höhle

Als wir uns am Abend ins Bett legen, ahnen wir nicht, was uns in der Nacht um den Schlaf bringen wird. Denn an so etwas Absurdes hätten wir nie gedacht. Mehrere Pinguine haben sich unter Beat eingenistet und dort die Nacht verbracht. Allerdings stehen sie deutlich früher auf als wir. Etwa um vier Uhr morgens beginnen sie mit ihrer Morgenroutine. Sie watscheln unter Beat herum und kratzen dabei mit dem Schnabel über unseren Unterboden. Ergänzend dazu scheinen sie so eine Art Konzert zu veranstalten. Es ist unglaublich laut. Als wir aussteigen rennen sie jeweils ums Auto herum und verkriechen sich dann aber gleich wieder auf der anderen Seite. Wir haben keine Chance.

Gemeinsam mit der Sonne, machen sie sich dann etwa um 06:30 auf den Weg zum Meer und watscheln ganz friedlich davon. Müde aber immer noch überwältigt machen wir uns dann nach einem Kontrollgang rund ums Auto auf den Rückweg. Trotz 100km Schotterpiste und dem Malheur mit der Scheibe würden wir diesen magischen Ort immer wieder besuchen.

Weiter in den Norden zu den Rockhopper-Pinguinen

Nun fehlen uns nur noch die Rockhopper Pinguine. Ihr Zuhause liegt nördlicher, auf der vorgelagerten Isla Pingüino. Um sie zu besuchen, muss eine Tour gebucht werden. Wir schlafen auf dem Camping Municipal von Puerto Deseado und fahren am nächsten Morgen mit dem Boot zur Insel. Auf dem Weg gibt es bereits ein erstes Highlight. Wir werden von mehreren Commerson-Delfinen begleitet. Aber nicht diejenigen, welche wir kennen. Sie sind schwarz-weiss und deutlich kleiner als die allgemein bekannten Delfine. Aufgrund ihrer Färbung werden sie auch Panda-Delfin genannt. Sie leben einzig hier im Süden von Argentinien und sind total verspielt. Ein guter Auftakt unserer Tour.

Auf der Insel begegnen wir zuerst mehreren Gruppen Seelöwen, See-Elefanten und Magellan Pinguinen. Sie alle sonnen sich am Ufer der Insel. Nach einem kurzen Spaziergang auf die andere Seite entdecken wir schliesslich die lustigen Rockhopper-Pinguine.

Ihr Name ist Programm. Sie hüpfen von Stein zu Stein und lassen sich schliesslich ins Wasser plumpsen. Dabei wehen ihre langen gelb-schwarzen Fransen im Wind. Ihre Frisur, die knallroten Augen und ihre einzigartige Fortbewegungsart machen sie zu den speziellsten Pinguinen, welche wir auf dieser Reise gesehen haben.

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