Auf nach Chiapas

Tag 54 bis 60

Nachdem wir in Oaxaca Stadt wieder Energie getankt hatten, stand als nächstes der vielseitige Staat Chiapas auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin wollten wir es uns aber natürlich nicht nehmen lassen, auch noch einen kurzen Stopp am Meer einzulegen. Denn neben gutem Essen bietet der Staat Oaxaca auch wunderschöne Strände.

Nach fast zwei Monaten in Mexiko haben wir dazugelernt und hatten daher nicht den Ehrgeiz die gesamte Strecke bis zum Meer in einem Tag zu fahren. Insbesondere, da diese mehrere hundert Kurven und stolze 3000 Höhenmeter umfasst. Wir planten einen Übernachtungsstopp auf der Passhöhe im Mushroom-Dorf San José del Pacifico ein. Aufgrund der bereits seit Jahrzehnten existierenden Maya-Zerominen sind dort halluzinogene Pilze legal. Dies zieht Hippies und Touristen aus aller Welt an. Wir verzichteten auf dieses Erlebnis und fuhren am nächsten Morgen zügig weiter nach Huatulco an den Strand. Dort verbrachten wir zwei gemütliche Nächte, machten eine Schnorchel-Tour und tauschten uns mit unseren Camping-Nachbarn aus Bern aus.

Weihnachten am Strand oder in den Bergen?

Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns Weihnachten in San Cristóbal de las Casas im Hochland zu verbringen und nicht nach Puerto Escondido zu fahren. Denn die Rezensionen im Netz liessen nicht viel Positives an den Camping-Plätzen dort. Ein guter Entscheid, wie sich später herausstellte. Denn eine Woche später erfuhren wir, dass unseren Berner Nachbarn auf einen Supermarkt-Parkplatz in Puerto Escondido das Auto aufgebrochen und die Pässe gestohlen wurden.

Eine Strassensperre auf dem Highway nach San Cristóbal.

Wir machten uns also auf den Weg in den sehr armen, aber kulturreichen Staat Chiapas. Rund fünf Millionen Menschen leben in Chiapas, davon eine Million mit indigenen Wurzeln. Trotz der hohen Armutsrate gilt Chiapas als sicher, da die Kartelle hier nicht aktiv sind. Dafür machen die Einwohner ihre eigenen Gesetze. Mittels Strassensperren treiben sie Geld ein für Kindergärten, Strassenunterhalt oder den Wahlkampf ihrer Politkandidaten. Da wir bereits im Voraus informiert wurden, dass dies auf der Strecke nach San Cristóbal de las Casas häufig vorkommt, waren wir nicht erstaunt. Gewöhnungsbedürftig ist es trotzdem, da einige der Männer vermummt und mit Macheten und Schlagstöcken bewaffnet waren. Solange man bezahlt, sind aber alle friedlich und durchaus freundlich. Später begegneten wir dann auch Kindern, die Seile über die Strassen spannten und etwas verkaufen wollten.

San Cristóbal de las Casas

San Cristóbal de las Casas ist eine bezaubernde, verwinkelte Stadt mit steilen Gassen, farbigen Häusern, Streetart, hübschen Kirchen und lebhaften Märkten. Sie war früher die Hauptstadt von Chiapas und ist immer noch sehr belebt. Die Strassen von San Cristóbal sind geprägt von Verkäufern in traditioneller, farbenfroher Kleidung. Meist mit mindestens einem Kind auf dem Rücken wird allerlei verkauft. Moos und Blumen für die Weihnachtskrippe, Kleidung und Schmuck sowie Nüsse und Früchte. Es gilt, früh übt sich. Unter den Verkäufern hat es auch unzählige Kinder. Ein tiefer Einblick in die indigenen Kulturen blieb uns leider verwehrt, zu gross war die Distanz und die Kontaktaufnahme gestaltete sich schwierig. Leider! Aber wir haben ja noch so einige Destinationen und Länder vor uns, welche durch die Kultur der Mayas geprägt wurden. Wer weiss, vielleicht haben wir das nächste Mal mehr Glück.

Im Zentrum der Stadt tummelt sich ein Mix aus Backpackern, Einheimischen und Reisenden, die nicht mehr wegkommen. Wir haben uns auf einem Camping etwas ausserhalb einquartiert und Beat festlich geschmückt.

San Cristóbal ist der perfekte Ort, um Weihnachten zu feiern, denn in der Nacht wird es bis zu 5 Grad kalt. Für das Weihnachtessen haben wir uns auf dem lokalen Markt eingedeckt. Anders als bei den bisherigen Märkten sind hier Gemüse und Früchte in kleinen Behältern fein säuberlich aufgetürmt. Zum Kaufen und Probieren gibt es alles was das Herz begehrt. So auch alle Zutaten für unseren Glühwein, welchen wir zum Apéro draussen an der Kälte genossen. Den Rest des Menüs assen wir dann im wohlig warm geheizten Bus. Es fühlte sich fast wie Weihnachten an.

Eingequetscht wie Sardinen zum Cañón del Sumidero

Da wir insgesamt vier Nächte in San Cristobal verbrachten, entschlossen wir uns von dort aus einen Tagesausflug zu dem mehr oder weniger nahe gelegenen Cañón del Sumidero zu unternehmen. Nur eines der vielen einzigartigen Naturschauspiele in Chiapas. Der Fluss «Rio Grijalva» fliesst von Guatemala her nach Mexiko und hat sich durch den gesamten Gebirgszug durchgefressen. Dabei ist der mehr als 1000 Meter hohe, beeindruckende Cañón entstanden. Bei der Bootstour kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Am Rande des Flusses räkeln sich Krokodile, auf den Bäumen turnen Spider Monkeys rum und im Wasser machen es sich verschiedene Vögel gemütlich. Der lange Weg zuhinterst im kleinen, stickigen Touribus ohne Federung hat sich definitiv gelohnt. Müde aber zufrieden kehren wir nach San Cristóbal zurück.

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