Tag 60 bis 67
Mit San Cristóbal de la Casas und dem Cañón del Sumidero hat sich Chiapas bereits von seiner besten Seite gezeigt. Aber das sollte noch lange nicht alles sein. Kurz nach Weihnachten machten wir uns auf den Weg Richtung Palenque. Von dort aus ging es dann weiter auf die Yucatán Halbinsel.
Die Strecke nach Palenque ist bekannt für seine 1000 Topes (Temposchwellen). Die Ausführung dieser variert stark. Von selbst gemachten Dreckschwellen, über steile und massive Betonrampen bis hin zu alten aufgeschnittenen Reifen gibt es alles. Wenn man Glück hat, werden sie mit einer Tafel angekündigt oder sind zumindest gelb/weiss markiert. Manchmal sieht man sie aber nicht und fährt schon mal mit 40 oder 50 in eine solche Schikane rein. Damit man sich das Auto nicht komplett ruiniert, hilft nur sehr langsam fahren und immer die Augen offen halten. Häufig muss man bis auf fünf Stundenkilometer runterbremsen oder die Schwelle diagonal überqueren, um nicht aufzuschlagen. Längst haben wir begriffen, dass es dabei nicht nur um Temporeduktion geht. Häufig wird bei den Topes allerlei verkauft.
Topes, Reductores, Senzibilisadores, Limitadores… Egal wie sie heissen. Manchmal sind sie ziemlich nervig.
Zum Glück wurden wir von anderen Reisen vorab gewarnt und haben daher viel Geduld und Zeit eingepackt. Wir fuhren nicht direkt nach Palenque sondern verbrachten noch eine Nacht bei den Wasserfällen «Cascadas de Agua Azul». Der Name verrät es schon, die wahre Attraktion ist nicht der Wasserfall sondern das fast unwirklich blaue Wasser (agua azul). Dieses entsteht aufgrund der hohen Konzentration der Mineralien im Wasser. Wenn auch sehr touristisch, hat uns das Naturspektakel beeindruckt. Wie immer hatten wir auch hier wieder den Vorteil, dass wir auf dem Parkplatz übernachten und vor dem grossen Ansturm loskonnten. Nach einem erfrischenden Bad in einem der Becken waren wir dann bereit für die noch verbleibenden 500 Topes bis zu den Pyramiden in Palenque.







Pyramiden mitten im Dschungel
Palenque war einer der wichtigsten Mayametropolen in Zentralamerika. Sie ist in Mitten des Dschungels gelegen. Der grösste Teil der Pyramiden (ca. 95%) ist noch immer überwachsen und nicht freigelegt. Denn nach dem Fall des letzten Herrschers von Palenque ca. 700 nach Christus hat die Natur das Gebiet zurückerobert. Spannend zu besichtigen sind also nicht nur die auf dem Hauptgelände gelegenen Pyramiden sondern auch die noch im Dschungel versteckten Exemplare. Da diese alleine nicht zu finden sind, teilten wir uns mit einer deutschen Reisegruppe die Kosten für einen Guide. Wir streiften durch den Dschungel, krochen in Höhlen, durchquerten Aquädukte und lernten so einiges über die Vegetation. Ein faszinierender Einblick in die Kultur der Maya und ein guter Auftakt für die noch anstehenden Ruinen in Yucatán.








Delfine am Freedom Shore
Ein Sprung ins Meer kann nie schaden. Und so planten wir auf dem Weg nach Yucatán eine Nacht bei den Freedom Shores auf Isla Aguada ein. Eine Empfehlung von Bastian aus Deutschland, welcher seit zwei Jahren mit einem selbstumgebauten Krankenwagen unterwegs ist. Delfine soll man dort sehen können. Mal schauen, ob wir Glück haben. Kurz nachdem wir unsere Stühle in den Sand gestellt haben, tauchen sie am Horizont des Meers auf. Faszinierend. Wir sitzen einfach eine Weile da und beobachten diese schönen Tiere, wie sie elegant aus dem Wasser gleiten oder mit der Schwanzflosse aufs Wasser schlagen. Ein erholsamer Abend auf diesem schönen Camping direkt am Meer. Am nächsten Morgen brechen wir auf nach Uxmal, zu einer weiteren beindruckenden archäologischen Maya Fundstätte.

Manchmal muss man es sich verdienen
Auf dem Weg nach Uxmal wird uns wieder einmal bewusst, dass man sich hier in Mexiko nicht auf herkömmliche Navigationssysteme wie Google, Here oder maps.me verlassen sollte. Kurz vor Ankunft lotst uns die freundliche Stimme von maps.me auf eine unmögliche Strasse. Zuerst scheint noch alles in Ordnung. Die Strasse ist zwar etwas schmaler aber immerhin asphaltiert. Von Kilometer zu Kilometer wird sie dann aber immer löchriger und verwandelt sich schliesslich in eine komplett überwachsende Dreckstrasse. Der krönende Abschluss ist dann nach mehr als einer Stunde Fahrt ein verschlossenes Tor. Wir befinden uns in einer Sackgasse, irgendwo im nirgendwo, bei Anbruch der Dunkelheit. Die einzige Option ist wenden und wieder ein Stunde zurückfahren. In kompletter Dunkelheit erreichen wir dann mit zwei Stunden Verspätung unser Ziel. Ein Parkplatz in der Nähe von Uxmal, wo man sicher übernachten kann.



Sonnenanbeter und gut erhaltene Pyramiden
Die archäologische Fundstätte Uxmal ist zwar sehr teuer, lohnt sich aber zu besichtigen. Neben den super erhaltenen Pyramiden kann man auf dem Gelände auf die unzähligen Leguane beobachten, die sich auf den Ruinen räkeln. Zudem verirren sich nicht so viele Touris hier hin und gerade am Morgen ist die Stimmung sehr schön und mystisch.







Kein allzu guter Start ins 2022
Für Silvester wollen wir in die Stadt. Mérida liegt auf dem Weg. Leider gibt es dort aber keine Campingplätze und deshalb lassen wir Beat schweren Herzens in einem Estacionamiento zurück. Die erste Nacht im Hotel seit langem. Wie bei uns ist an Silvester alles etwas anders. Und so landen wir in einem Restaurant mit Silvestermenü, übertriebener Dekoration und mässig guter Livemusik. Unsere Begeisterung hält sich in Grenzen. Da dann am ersten Januar fast alles geschlossen ist, brechen wir gleich wieder auf.


Leider ist Beat ebenfalls nicht optimal ins neue Jahr gestartet. Bei einem der 1000 Topes der Vortage hat eine Schraube rausgeragt. Wir haben einen Platten! Zum Glück finden wir trotz Feiertag eine Werkstatt, die unseren Pneu flickt. Denn es ist über 30° Grad warm und unsere Lust in Mitten der Stadt in der gleissenden Sonnen den Reifen zu wechseln hält sich stark in Grenzen. Innerhalb einer Stunden und für den unschlagbaren Preis von 150 Pesos (CHF 4.50) wird Beat verarztet. Auf gehts zu den Flamingos nach Celestún.



Flamingos in freier Wildbahn
Im Westen der Yucatán Halbinsel liegt der kleine Ort Celestún. An sich nichts Spezielles, wäre da nicht das Naturschutzgebiet Ría Celestún mit den Flamingokolonien. Bei Ría Celestún handelt es sich um eine Lagune bestehend aus Salz- und Süsswasser. Das Wasser ist seicht und umgeben von Mangrovenwäldern. Perfekt für Flamingos. Denn obwohl sie ihr ganzes Leben im Wasser verbringen, können sie nicht schwimmen. Es ist also entscheidend, dass sie stehen können. Mehr als zwölf Stunden am Tag filtern sie mit ihren Schnäbeln den schlammigen Untergrund nach Nahrung und waten mit ihren langen, dünnen Beinen gemächlich durchs Wasser. Von einem kleinen Boot aus, konnten wir diese faszinierenden Tiere aus nächster Nähe beobachten. Bei der anschliessenden Fahrt durch den Mangrovenwald begegneten wir dann auch noch einem bezaubernden Eisvogel, einem Silberreiher sowie einem perfekt getarnten Vogel, dessen Namen uns noch immer unbekannt ist. Diese Vögel konnten unseren Fehlstart ins neue Jahr sofort wieder korrigieren.





