Tag 71 bis 79
Nachdem wir von Calakmul aus bereits einen Blick auf Tikal erhaschen konnten, ging es jetzt richtig los. Wir überquerten im Norden die Grenze von Mexiko nach Guatemala und starteten unsere erste Woche in Guatemala im am dünnsten besiedelten und ursprünglichsten Teil.
Mexiko verabschiedete uns mit strömendem Regen. Auch wir verliessen Mexiko mit einem weinenden Auge, freuten uns aber sehr darauf, nach mehr als zwei Monaten, ein neues Land zu entdecken. Im Vorfeld hatten wir lange recherchiert, welchen Grenzübergang wir nehmen sollten und uns schliesslich für El Ceibo entschieden, da wir nicht wieder ganz in den Süden fahren wollten. Ein kleiner, aber gemäss Rezensionen anderer Reisender, machbarer Grenzübergang. Ausgerüstet mit zig Kopien all unserer Dokumente machten wir uns frühmorgens, optimistisch gestimmt auf den Weg.
Egal wie gut du vorbereitet ist. An der Grenze fehlt dir bestimmt etwas. Denn die Regeln werden fast täglich neu geschrieben.
Die Ausreise aus Mexiko klappte problemlos. Innerhalb von fünf Minuten hatten wir den Ausreise-Stempel im Pass. Für Beat interessierte sich niemand. Das ging schnell. Als wir dann beim Grenzübergang noch Babyschweine sahen, dachten wir das Glück sei auf unserer Seite. Etwas komplizierter wurde es dann aber in Guatemala. Denn bei der Migration stellte sich plötzlich heraus, dass sich die Einreisebestimmungen zwei Tage vorher geändert hatten. Neu wird zusätzlich zum Impfzertifikat auch noch ein negativer PCR-Test verlangt. Verdutzt und völlig verwirrt stehen wir im mobilen Migrations-Häuschen. Diese Information war für uns komplett neu, im Internet vorab nicht verfügbar und natürlich hatten wir keinen Test gemacht. Was jetzt? Alles wieder zurück, testen lassen, warten und nochmals einreisen? Lässt uns Mexiko überhaupt wieder rein? Die Stimmung wechselte schlagartig von optimistisch zu pessimistisch und wir stellten uns auf das Schlimmste ein.





Doch dann bot uns der Zollbeamte von Guatemala plötzlich an, dass wir ihm 1000 Pesos (CHF 50.-) geben können. Und schwups waren unsere Pässe gestempelt. Unsere erste Bestechung 💸. Wir wussten schon, dass Korruption hierzulande weit verbreitet ist, aber dass es so einfach geht? Egal, uns freute es. Nach einem kleinen Spaziergang durch das Grenzdorf um weitere Kopien anfertigen zu lassen, der Bezahlung der Importgebühr für das Auto, an einem alles andere als offiziell aussehenden Schalter, sowie der Reinigung unserer Reifen hatten wir es geschafft.
Schrotflinten, Pizza und ein wunderschöner See
Unser erster Camping zeigte uns gleich, dass es in Guatemala etwas gefährlicher ist als in Mexiko. Am Gate empfing uns ein junger Mann mit einer Schrottflinte in der Hand, stets bereits zum Schiessen. Die Verbotsschilder, welche darauf hinwiesen, dass Armas de Fuego (Schusswaffen) nicht erlaubt sind, schienen niemanden zu beeindrucken. So erkundigten sich am späteren Abend zwei Herren mit umgehängter Waffe bei uns, wo sich das Cabaña fünf befinde. Weiter ging’s an den Petén Izta See. Wir konnten Beat direkt am Wasser parkieren und die Aussicht auf den wunderschönen See geniessen. Da der Regen nachgelassen hatte, kam unser Grill wieder einmal zum Einsatz. Grilliert wurde aber nicht Fleisch. Wir wollten endlich unseren Pizzastein einweihen. Mit dieser super Aussicht, schmeckte die Pizza noch besser als sonst.





Unser nächstes Ziel Tikal lag nur eine Stunde Autofahrt entfernt. Neben Palenque und Calakmul sollen die Ruinen von Tikal zu den beeindruckendsten zählen. Doch bevor wir diese entdecken konnten, mussten wir noch einen kleinen Umweg über Flores machen. Denn Beat wollte plötzlich keine Pausen mehr einlegen. Das Batteriezeichen leuchtete und auch nach Abziehen des Schlüssel lief der Motor einfach weiter. Wir entschieden uns also vor Tikal noch kurz einen Automotriz aufzusuchen. Dieser erkannte das «Problem» sofort. Der Sensor des Zündschlüssels hatte sich verschoben. Der Motor liess sich durchaus noch abstellen. Jedoch darf der Schlüssel nicht ganz links gedreht werden. Kein Problem, nach guatemaltekischen Verhältnissen, aber eine weitere Folge der unzähligen, durch uns mittlerweile verhassten Schlaglöcher. Fairerweise müssen wir hier aber auch sagen, dass dieselben das Problem dann auch wieder behoben. Denn wie durch Zauberhand war am nächsten Tag nach einer weiteren miserablen Strasse wieder alles in Ordnung.
Mystische Stimmung in Tikal
Trotz Besuch der Autowerkstatt in Flores erreichten wir unseren Schlafplatz, welcher nur wenige Meter entfernt vom Eingang der achäologischen Stätte lag, bereits am Nachmittag. Wir richteten uns gemütlich ein und gingen früh ins Bett. Am nächsten Tag sollte es schliesslich pünktlich um sechs Uhr losgehen. In der Nacht wurden wir nur einmal von einem Konzert der Brüllaffen geweckt und schliefen sonst wie Babys. Die Stimmung auf und rund um die Pyramiden war wirklich magisch. Als wir nach mehr als 4 Stunden den Park verliessen trudelten langsam die ersten Tagestouristen ein.







Neben den beeindruckenden Pyramiden verzauberte uns vor allem auch die Tierwelt und der wunderschöne Dschungel. Wir konnten Tukane, Brüllaffen, Nasenbären und Papageien beobachten. Ein weiteres Highlight war der scheinbar bis zum Himmel reichende Nationalbaum von Guatemala (Ceiba). Bekannt ist er für seinen astlosen Stamm und die majestätische Krone, die meist noch von weiteren Pflanzen überwachsen ist.







Zu Besuch bei einer guatemaltekischen Familie
Von Tikal aus nahmen wir uns eine etwas längere Fahretappe bis nach Rio Dulce vor. Unser Stellplatz sollte direkt am Wasser liegen. Perfekt, um ein paar Tage zu entspannen und das nur auf dem Schiffweg erreichbare Livingston zu besuchen. Bereits bei unserer Ankunft merkten wir, dass wir es mit einer sehr liebenswerten Familie zu tun hatten. Mario und sein Sohn Isaac waren sehr bemüht, den perfekten Platz für Beat im Garten zu finden, wo auch sicherlich keine Kokosnuss auf uns runterfällt. Das Grundstück gehört einem Deutschen, welcher in Guatemala City lebt. Wie so oft wohnt aber auch eine lokale Familie dort, die während der Abwesenheit der Inhaber alles in Schuss hält und die Gäste betreut. Isaac, der jüngste der drei Kinder, hat sich wohl am meisten über unseren Besuch gefreut. Er verbrachte viel Zeit mit uns im Van, schoss Fotos mit Bryans Kamera oder übte mit uns Spanisch. Da viele der Guatemalteken in der Region Rio Dulce Kekchí sprechen, ist Spanisch für sie auch eine Zweitsprache. Das hilft natürlich, denn dadurch reden sie langsamer und für uns auch deutlich verständlicher.




Nach zwei sehr erholsamen Tagen machten wir uns dann schliesslich noch auf den Weg nach Livingston. Eine kleine Stadt die fast bei Belize liegt und ganz anders ist als der Rest von Guatemala. Denn sie ist von der Garifuna-Kultur geprägt. In Livingston lebt die einzige dunkelhäutige, afrokaribische Völkergruppe von Guatemala. Der Ort ist bunt und sehr friedlich. Viel gibt es nicht zu tun oder zu sehen. Dennoch steckt einen die positive Energie dieses völlig von der Zivilisation abgeschnittenen Ortes an. Zudem ist die Anreise per Collectivo-Wassertaxi schon ein Erlebnis. Sie führt durch die Flussarme des Rio Dulce und gibt einen Einblick in dieses wunderschöne Gebiet. Meist sind nur wenigen Touristen unterwegs und man teilt sich den Platz mit den Locals sowie deren Hühner und Enten.








Ebenfalls empfehlenswert ist es für einen Coiffeur-Besuch. Für nur CHF 2.- verwandelte sich Bryan in einen ganz neuen Menschen. Seht selbst.


Darf ich eure interessante Reise mit den professionellen Berichten auch verfolgen? Ich habe ein Muster von Heri Isler bekommen. Würde mich sehr freuen. Liebe Grüsse und weiterhin gute Reise.
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Klar, sehr gerne. Wir freuen uns über jeden Leser. 🙂
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