Vom Nebelwald in die Wüste

Die letzten Tage in Kolumbien stehen auf dem Programm. Wir verabschieden uns mit zwei weiteren Highlights von diesem vielseitigen Land. Zuerst geht es ins mystische Valle de Cocora, von dort aus in die südlich gelegene Tatacoa-Wüste und schliesslich zur ecuadorianischen Grenze.

Im Valle de Cocora liegt das Kaffeedorf Salento. Dieses ist neben Kaffee vor allem für seine einzigartigen Wachspalmen bekannt. Wir finden einen schönen Stellplatz auf einer Ranch mit warmer Dusche und gönnen uns in der Stadt einen leckeren Kaffee. Nach der dreitägigen Wanderung tut so ein Tag nichts tun richtig gut. Am nächsten Morgen fahren wir zum Ausgangspunkt der Wanderung durch das Valle de Cocora.

Die Wachspalme ist der Nationalbaum Kolumbiens. Rund 60 Meter hoch wird sie. Der Stamm ist dünn wie ein Zahnstocher und ragt scheinbar unendlich weit in den Himmel.

Als wir zur Wanderung aufbrechen ist das ganze Tal nebelverhangen. Zuerst sind wir etwas enttäuscht, denn natürlich hätten wir uns Sonne gewünscht. Schon bald merken wir aber, dass diese skurrile Landschaft mit Nebel fast noch beeindruckender ist. Die erste Etappe führt über Wiesen zwischen den Palmen hindurch, danach geht es in einen verwunschenen Wald und schliesslich zu einem Aussichtspunkt. Dort wird uns geraten aufgrund des Wetters nicht mehr weiter zu wandern. Wir gönnen uns einen Glühwein, geniessen die atemberaubende Aussicht und spazieren langsam zurück zum Parkplatz, wo uns Beat schon erwartet. Auf dem Rückweg blitzt die Sonne immer wieder hervor und schenkt uns etwas Weitsicht. Ein gelungener Tag. Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz bevor es dann am nächsten Tag weiter geht.

Kolumbien, das Chamäleon

Am meisten beeindruckt hat uns an Kolumbien seine Vielfältigkeit. Das Land ist ein bisschen wie ein Chamäleon. Bunte Grossstädte, zauberhafter Nebelwald, einzigartige Bergregionen, Traumstrände sowie beeindruckende Wüsten. Es bietet alles, was das Herz begehrt. Die im Norden gelegene Wüste La Guajira haben wir ganz zu Beginn unserer Zeit in Kolumbien besucht. Zum Abschluss geht es nun in die südöstlich gelegene Tatacoa-Wüste. Wie so oft schlägt uns Google den kürzesten Weg vor. Mittlerweile wissen wir jedoch, dass dieser nicht zwingend der Beste ist und schon gar nicht der Schnellste. Denn auf Wald- und Wiesenwegen können wir die vorgeschlagene Geschwindigkeit eigentlich nie einhalten. Bei der Abzweigung erkundigen wir uns bei einem älteren Paar, ob die ungeteerte Strasse für uns machbar sei. Klar, meinen sie. Einfach «despacio» und Vorsicht in den Tunnels. Im gleichen Zug laden sie uns auf ein Bier ein. Sie wohnen im roten Haus im nächsten Dorf und würden sich über unseren Besuch freuen. Das war zwar nicht geplant aber wir haben Zeit und freuen uns immer über Kontakt mit Einheimischen. Einige Minuten später sitzen wir gemeinsam auf der Terrasse und unterhalten uns über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten unserer Heimatländer. Nach einer Stunde brechen wir dann aber auf. Schliesslich steht uns noch eine abenteuerliche Strecke bevor.

Die Fahrt gestaltet sich weniger schlimm als gedacht. Einzig die Tunnels sind wie angekündigt etwas kriminell. Diese sind stockfinster und die Schlaglöcher fast knietief. Ansonsten geniessen wir die einzigartige Landschaft. Nach eineinhalb Stunden erreichen wir unseren Übernachtungsplatz mit Panoramablick auf die Tatacoa-Wüste. Besser könnte es nicht sein. Die Abendstimmung taucht den Canyon in warmes Licht. Wir wandern durch die Wüstenformationen und geniessen die letzten Sonnenstrahlen. Wir beschliessen am nächsten Morgen nochmals aufzubrechen, da einige Teile des Canyons schon im Schatten liegen. Kein Problem, schliesslich stehen wir direkt vor dem Eingang.

Nach einem leckeren Frühstück mit bester Aussicht machen wir uns nochmals auf den Weg in den Canyon. In der Morgensonne ist dieser noch beeindruckender als am Vorabend. Mehr als eine Stunde verbringen wir zwischen den roten Sandformationen. Wir sind nicht alleine. In den Schluchten des Canyons haben es sich einige Ziegen bequem gemacht. Unbeirrt knabbern sie an den stacheligen Büschen. Die Dürre scheint ihnen gar nichts auszumachen. Als die ersten Touristen-Busse ankommen, machen wir uns auf den Weg Richtung Ecuador.

Um von der Wüste an die Grenze zu Ecuador zu gelangen, nehmen wir den Highway 10. Klingt wie eine Autobahn, ist in Tat und Wahrheit aber aber eine 60 Kilometer lange Naturstrasse durch die Berge Kolumbiens. Sie wurde in den 1930 Jahren gebaut und ist auch unter dem Namen «Death Road» bekannt. Grund dafür sind die vielen Verkehrsunfälle. 2011 sind nur auf dieser Strecke 500 Personen ums Leben gekommen. Befahren wird diese aber keineswegs nur von 4×4 Fahrzeugen, sondern auch von Tanklastern.

Der grösste Teil ist einspurig und so kommt es zu mehreren Duellen mit sturen Lastwagenfahrern. Hier wird nicht wie bei uns vorausschauend gefahren. Obwohl es zahlreiche Ausweichstellen hat, welche den Lastwagenfahrern sicher bestens bekannt sind, schiessen sie jeweils um die Kurve als gäbe es kein Morgen. Bryan bleibt nichts anderes übrig, als auf dieser schmalen Strasse mehrere Meter rückwärts zu fahren. Eine eher unangenehme Erfahrung. Doch dann ist Rettung in Sicht. Wir treffen auf den wohl rücksichtslosesten Lastwagenfahrer auf der ganzen Strecke und heften uns an seine Fersen. Die beste Entscheidung, denn dieser spurt gnadenlos vor. So kommt es glücklicherweise zu keinem weiteren Rückfahrduell und wir können die weitere Fahrt geniessen. Nach mehreren Stunden holt uns die Dunkelheit ein. Die spektakulärste Stelle, das «Trampolín del Diablo» haben wir bereits hinter uns gelassen und so beschliessen wir, bei einer Radioantenne auf 2800 Meter unser Nachtlager aufzuschlagen. Es ist eine klare Nacht und wir schlafen trotz Kälte herrlich.

Eine Kirche wie aus Disneyworld

Am nächsten Morgen geht es früh los. Kurz vor Abfahrt kommt der Nachtwächter der Antenne vorbei und fragt ob wir ihn ins Dorf mitnehmen können. Das machen wir natürlich gerne. Die letzten Kurven sind im Vergleich zum Vortag harmlos und so sind wir schneller als gedacht in Ipiales. Ein kleines Städtchen, dass für seine in den Hang gebaute Kirche bekannt ist. Leider wurde diese nicht wirklich hochwertig restauriert. Der Anblick erinnert uns etwas an Disneyworld. Angesteckt vom Freizeitpark-Groove lassen wir als Andenken noch ein Foto mit geschmückten Lamas erstellen. Es ist so übertrieben, dass es irgendwie schon wieder gut ist. Ein würdiger und witziger Abschluss. Adiós Colombia!

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