Ein warmherziger Empfang in Ecuador

Grenzübertritte sind meist streng und nervenaufreibend. Nicht so in Ecuador. Innerhalb von 30 Minuten ist alles erledigt. Kopien benötigen wir keine. Die Prozesse sind digitalisiert und das Personal freundlich. Verdutzt stehen wir am Schalter. Als uns der Grenzbeamte dann auch noch eröffnet, dass die Einfuhr des Fahrzeugs kostenlos ist, halten wir schon fast nach einer versteckten Kamera Ausschau. Das nennen wir mal einen herzlichen Empfang. Die ersten Tage verbringen wir im Norden von Ecuador. Es geht von Ibarra nach Otavalo und dann via Mindo in die Hauptstadt Quito.

Deutsche Freundlichkeit und ecuadorianische Traditionen

Nach der Grenze geht es auf einer surrealen Strasse zu unserem ersten Übernachtungsplatz. Wir befinden uns wieder einmal auf dem Panamerican Highway. Links und rechts ragen Berge hunderte Meter in die Höhe. Die Strasse wurde regelrecht ausgefräst. Nach zwei Stunden Fahrt erreichen wir die Finca Sommerwind. Der Name lässt es erahnen. Der Camping gehört einem Deutschen. Das heisst für uns eine warme Dusche und ein gemütlicher Übernachtungsplatz.

Wir verbringen zwei ruhige Tagen in Ibarra. Diese Zeit nutzen wir, um unsere Reiseroute grob zu planen. Nächster Stopp: Otavalo. Dort wartet nicht nur ein bekannter Markt auf uns. Es steht auch ein Wiedersehen mit unseren Reisefreunden Nadle und Tom an. Sie sind bereits seit einigen Tagen in Ecuador. Unser Schlafplatz bietet neben Hühner, Katzen und einem herzigen Hund auch einen schönen Aufenthaltsraum mit bester Aussicht aufs Dorf. Der perfekte Ort, um einen gemütlichen Abend zu verbringen. Sobald die Sonne untergeht wird es im auf 2532 Meter gelegenen Otavalo bitterkalt. Wir feuern den Kamin ein und wärmen uns mit gutem Essen und Rotwein.

Am nächsten Tag besuchen wir den landesweit für herausragendes Handwerk bekannten Markt. Bei all diesen schönen Sachen können wir natürlich nicht widerstehen, etwas zu kaufen. Wir erwerben zwei Decken aus Alpaca-Wolle und ein kleines Vicuña-Stofftier. Vicuñas gehören zur Lamafamilie. Sie sind die kleinere, wilde Ausführung und leben in den Bergen Ecuadors. Neben den Artesanías faszinieren uns aber vor allem die wunderschön gekleideten Einheimischen. Die Frauen schmücken sich mit auffälligen goldenen Ketten. Das Haar ist meist unter Tüchern versteckt. Einige sind winzig klein. Geschäftig wuseln sie über den Markt. Die Männer hingegen tragen ihre langen Zöpfe zur Schau. Nicht fehlen darf dazu ein eleganter Hut und im Wind flatternde weisse Hosen. Sie verraten damit sofort, dass sie von Otavalo sind. Denn dieser Kleidungsstil ist typisch für den Norden Ecuadors.

Eine Stunde entfernt von unserem Camping auf dem Hügel oberhalb von Otavalo liegt ein Kondorpark. Kondoren verfügen über eine Flügel-Spannweite von bis zu 3.2 Metern und leben in den Anden Südamerikas. In gewissen Naturreservaten sind sie wild zu beobachten. Zuerst möchten wir sie uns hier aber Mal aus der Nähe anschauen. Die Wanderung zum Park führt vorbei an saftig grünen Feldern, Schafherden und zum trocknen ausgelegtem Mais. Im Park selbst können wir verschiedene Vogelarten bestaunen sowohl in ihren Käfigen wie auch bei der angebotenen Flugschau. Sollten wir diesen beeindruckenden Vögeln später in der freien Wildbahn begegnen, wissen wir nun wenigstens wie sie aussehen.

Von Otavalo fahren wir ins Vogel- und Wanderparadies Mindo. Wenige Minuten vom hübschen kleinen Dorf befinden sich ein Sessellift und eine durch einen Automotor betriebene Seilbahn. Wir übernachten auf dem Parkplatz der Seilbahn und brechen am Morgen zur Wanderung auf. Zuerst steht die Fahrt mit dem Sessellift an. Wir nehmen in der Zweiergondel platz und mustern die Anlage. Es sieht nicht sehr professionell aus, aber wir werden es schon überleben. Statt wie in der Schweiz meist Schnee, befindet sich unter unseren Füssen nichts als Dschungel. Die Aussicht ist atemberaubend. Nach zehn Minuten ist der erste Teil geschafft. Nun folgt die Fahrt mit der durch einen Automotor betriebenen Luftseilbahn. Ganz schön abenteuerlich. Aber seht selbst.

Heil oben angekommen brechen wir auf zur Wanderung. Es geht durch den dicht bewachsenen Dschungel, über kleine Brücken vorbei an diversen Wasserfällen. Die Wanderung selbst ist hübsch, aber nicht spektakulär. Auf jeden Fall zu empfehlen ist aber die Fahrt mit den beiden Seilbahnen. Vorausgesetzt, man hat keine Höhenangst.

Grossstadtdschungel Quito

Vom grünen Dschungel in Mindo geht es in den Grossstadtdschungel Quito. Die Stadt ist bekannt für viel Verkehr und enge Gassen. Wir fahren drei Hostels und Parkplätze an, bis wir endlich einen Parqueadero finden, wo es genügend Platz hat für beide unsere Fahrzeuge und übernachten erlaubt ist. Nach einer ruhigen Nacht machen wir uns auf in die Altstadt. Diese bietet einige schöne Gassen und Kirchen. Allzu viel gibt es in Quito jedoch nicht zu entdecken. Zudem gilt die Stadt als eher unsicher. Als wir zu Fuss zu einem Aussichtspunkt laufen, werden wir von Einheimischen quasi in ein Taxi gezwungen. Hier sei es für uns nicht sicher. Dann nichts wie zurück in die touristische Altstadt. Als wir am Abend dann noch eine lange Diskussion mit dem Nachtwächter des Parkplatzes führen müssen, damit wir zurück in unsere Autos dürfen, beschliessen wir, wieder aufs Land zu flüchten. Nächster Stopp: Cotopaxi

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