Unsere ersten Tage verbringen wir im Norden Perus. Die Landschaft ist geprägt von unglaublich viel Sand und leider auch Abfall. Trotzdem beeindruckt uns die Weite und mit jedem Meter Richtung Selva wird die Landschaft schöner und der Abfall weniger.
Von Cuenca aus geht es auf direktem Weg an die Grenze Perus. Mit im Gepäck haben wir auch noch die junge Spanierin Barbara. Wegen der Streiks in Ecuador und angekündigten Streiks in Peru fahren keine Fernbusse über die Grenze, daher nehmen wir sie mit. Die Fahrt dauert rund fünf Stunden. Dabei passieren wir erneut die Überbleibsel der Strassenblockaden. Auch in Peru ist der Grenzübertritt wieder einfach und unkompliziert. In Südamerika scheint die Ein- und Ausreise kein Problem mehr zu sein. Zu unserem Erstaunen sind die Prozesse im Gegensatz zu Mittelamerika hier digitalisiert und die Beamten freundlich und effizient. Nach der Grenzüberquerung passieren wir Tumbes. Der Verkehr in der Stadt erinnert uns eher an Indien. Es hat hunderte TukTuks und Verkehrsregeln scheinen nicht zu existieren. Wir laden Barbara beim Busbahnhof ab und machen uns auf den Weg zu unserem ersten Stellplatz: die Hospedaje Costa Blanca.










Strand, Berge und Dschungel
Peru ist unterteilt in Costa, Sierra und Selva. Gleich in den ersten Tagen besuchen wir alle drei Regionen. Wir starten an der Costa (Küste) und fahren dann via Sierra (Bergregion) in die Selva (Dschungel). Die Küstenregion hat es uns nicht wirklich angetan. Wenn auch die Sanddünen und die unendliche Weite etwas Faszinierendes haben. Und das Bier am Strand schmeckt auch nicht schlecht. Auf der zweitägigen Fahrt von der Costa in die Selva übernachten wir mangels Alternativen einmal auf einer Polizeistation und einmal an einer Tankstelle. Beide Schlafplätze versprühen einen eher rustikalen Charme. Insbesondere die Sanitäranlagen erinnern ein bisschen an einen Horrorfilm. Doppeltoiletten ohne Trennwände und Türen sowie eine völlig vermoderte Dusche. Da wir dringend eine Dusche benötigen überwinden wir uns. Aufgewertet wird der Übernachtungsplatz durch den Dorfpolizisten Juan Carlos. Er freut sich unglaublich über unseren Besuch und erzählt uns alles über Peru.






Ein beeindruckender Wasserfall in Gocta
Nach zwei Tagen Fahrt treffen wir in der Selva ein. Genauer gesagt in Gocta. Dort befindet sich einer der höchsten Wasserfälle weltweit. 771 Meter weit prasselt das Wasser eine Felswand hinunter. Die Wanderung zum Wasserfall führt durch den Dschungel, vorbei an Schmetterlingen sowie zahlreichen Moos- und Orchideenarten. Eine willkommene Abwechslung zur trockenen und sandigen Landschaft an der Küste. Nach rund einer Stunden stehen wir am Fusse des Wasserfalls. Da wir uns in der Trockenzeit befinden, führt er nicht so viel Wasser. Nichtsdestotrotz ist sein Anblick imposant. Wir lassen uns vom Sprühnebel berieseln und tanken Energie für die nächsten Tage.









Die Ruinen von Kuelap – eine grosse Enttäuschung
Weiter geht es zu den Ruinen von Kuelap. Der Hauptgrund, weshalb wir diesen Abstecher in die Selva machen wollten. Sie gelten als genauso schön wie Machu Picchu. Aufgrund ihrer isolierten Lage werden sie aber weit weniger besucht. Noch vor einigen Wochen war die Anlage aufgrund eines Erdrutsches geschlossen. Nun soll sie aber zu grossen Teilen wieder offen sein. Wir treffen am Abend ein und schlafen neben einem Aussichtspunkt. Am nächsten Morgen geht es gleich um neun Uhr zur Talstation der Gondel. Die Fahrt mit der Gondel ist nicht ganz günstig, aber der einzige Weg, um zu den Ruinen zu gelangen. Oben angekommen erhalten wir eine Karte und werden informiert, dass wir aufgrund des Erdrutsches um die Anlage herum wandern müssen bis zum hinteren Eingang. Kein Problem. Auf dem Weg bieten sich uns mehrfach Einheimische als Guide an. Wir lehnen dankend ab. Schliesslich blockiert ein kleiner Hund vor einem Verkaufsstand den Weg. Wie immer halte ich ihm meine Hand hin, um ihn schnüffeln zu lassen. Aus unerklärlichen Gründen tut er dies aber nicht, sondern beisst völlig überraschend zu.
Nach neun Monaten ist es soweit. Der erste Hundebiss. Fast hätte sich die Tollwutimpfung gelohnt. Zum Glück blutet es aber nicht und wir können auf einen Arztbesuch verzichten.
Auf meiner Hand zeichnen sich Bissmarken ab, zum Glück blutet es aber nicht. Die Besitzer des Standes und Herrchen des Hundes lassen sich nichts anmerken. Ihnen scheint es egal zu sein. Nach diesem Schockmoment wandern wir weiter, bis wir zum Eingang kommen. Dort erwartet uns ein bewaffneter Security. Als uns dieser eröffnet, dass wir die Ruinen nur von aussen anschauen können, platzt uns der Kragen. Mehr als 500 Kilometer weit sind wir gefahren, um die Ruinen anzuschauen. Und nun stellt sich heraus, dass die gesamte Anlage geschlossen ist. Auf dem Rückweg beschweren wir uns am Eingang. Die Dame erklärt uns schliesslich, dass sie die Anlage auf Druck der Gondelbahn, welche viele Angestellte beschäftigt, pro forma öffnen mussten. Dies obwohl man ausser den Toiletten und einem Replika nichts besichtigen kann. Was für ein Frust!





Zum Glück hat es auf dem Weg weitere Attraktionen. So hält die Enttäuschung nicht lange an. Bereits am nächsten Tag besuchen wir die Sarkophage von Karija und finden einen idyllischen Schlafplatz. Von dort aus geht es durch die scheinbar unendlichen Berglandschaften zurück in die Sierra. Die Landschaft ist surreal. Hunderte Kurven führen vorbei an rostroten zerklüfteten Bergrücken bis wir schliesslich Cajamarca erreichen.






Cajamarca – Ein ungeschliffener Diamant
Bekannt ist Cajamarca für seine traditionellen Märkte, seine schönen Kathedralen und die umliegenden Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel Cumbemayo. Die Stadt ist nicht sehr touristisch und gibt einen guten Einblick in das «echte» Peru. Wir verbringen eine Nacht auf einem zentral gelegenen Parkplatz. So haben wir die Möglichkeit, die Stadt zu Fuss zu erkunden. Zuerst geht es auf den farbigen Markt. Es herrscht reges Treiben. Rund um uns herum wuseln traditionell gekleidete Peruaner und Peruanerinnen herum. Ihr Markenzeichen ist der weisse Sombrero, wie in auch Präsident Castillo trägt. Nach einigen Stunden siegen Durst und Hunger und wir machen uns auf den Weg zu einem traditionellen Restaurant. Obwohl wir bereits seit über einer Woche in Peru sind, konnten wir noch keinen landestypischen Pisco Sour geniessen. Denn in der Selva wird eigentlich nur Bier und Rum getrunken. Das wird jetzt nachgeholt. Das Nationalgetränk Perus enthält folgende Zutaten: Pisco, Eiweiss, Amarga, Zuckersirup und Limettensaft. Und es schmeckt phänomenal. Mehr als zwei davon sollte man aber nicht trinken, ansonsten hat man einen ordentlichen Schwipps.


















Zum Abschluss dieser Etappe fahren wir noch nach Cumbemayo. Der in der Nähe von Cajamarca gelegene Steinwald ist bekannt für seine faszinierenden Steinformationen, antiken Aquädukte und Tunnels. Wir übernachten direkt vor dem Eingang und haben dadurch das Privileg die ganze Anlage komplett alleine zu entdecken. Die ersten Touristenbusse treffen erst nach zehn Uhr Morgens ein. Fast hätten wir uns hier auch noch einen Hund zugelegt. Zapata heisst die herzige Hündin, die den Abend mit uns verbringt und uns am nächsten Tag prompt zum Verkauf angeboten wird. Aber die Vernunft siegt und wir lassen sie schweren Herzens zurück.








