Nach Cajamarca zieht es uns zurück an die Küste. Dort befinden sich zwei bedeutende Ruinen, die wir besichtigen möchten. Weiter geht es über diverse Gebirgsketten, durch den beindruckenden Cañon del Pato und schliesslich in die Cordillera Blanca, wo uns traumhafte Berge und Lagunen erwarten.
Obwohl der erste Eindruck der peruanischen Küste nicht gerade umwerfend war, kehren wir nochmals ans Meer. Grund dafür sind die Ruinen Chan Chan und Hueca de la Luna. Beide wurden vor rund 700 Jahren erbaut und bestehen dank dem trockenen Klima immer noch. Wir starten mit dem stärker renovierten Chan Chan und besichtigen danach noch das ursprünglichere Hueca de Luna. Ein spannender Einblick in die Kultur der Chimú und der Moche.










1000 Kurven durch die Berge Perus
Von der sandigen Küste geht es in eine komplett andere Klimazone: in die Anden. Das Ziel ist die 180km lange Cordillera Blanca. Um dort hin zu gelangen müssen wir aber zuerst einige mächtige Gebirgsketten durchqueren. Von einem Reisenden in Ecuador wurde uns die Bergstrasse 3S empfohlen. Diese bietet unglaubliche Aussichten in den Cañon del Pato und spannende Fahretappen. Zwei Tage benötigen wir für die gesamte Strecke. Wir bezwingen tausende Höhenmeter und fordern Beat mächtig heraus. Der grösste Teil der Strecke ist Naturstrasse und liegt auf über 3000 Meter.
Zu Beginn geht alles gut, aber im Bergdorf Pallasca unterläuft mir ein Fehler. Wie so oft gestaltet es sich schwierig, den richtigen Weg durch das Dorf zu finden. Viele Strassen sind durch Bauschutt oder Marktstände blockiert. Der einzige Weg scheint gemäss Google eine super steile Strasse zu sein. Aus Angst, dass Beat die nötige Kraft fehlt, versuche ich es mit Anlauf. Keine gute Idee. Wir schlagen mit der Schnauze heftig auf und die ganze Kühlflüssigkeit läuft aus. Die rote Kühlflüssigkeit sieht ein bisschen aus wie Blut. Ein Buschauffeur eilt herbei, schlägt die Hände vor dem Kopf zusammen und meint: «Diese Strasse ist doch nur für Motorräder! Der Übergang ist viel zu steil, das schafft kein normales Fahrzeug.» Aber diese Information kommt zu spät. Nach einer kurzen Inspektion ist klar, unser Kühler ist kaputt. Jegliche Flüssigkeit die wir in den Kühlwasserbehälter einfüllen, läuft unten rechts sogleich wieder aus.
Wenn wir etwas gelernt haben auf dieser Reise, dann das es für jedes Problem immer eine Lösung gibt. Mit etwas Kreativität und ganz viel Hilfsbereitschaft wird alles repariert!
So können wir keine 100 Meter weit fahren. Wir befinden uns über 200 Kilometer von der nächsten grossen Stadt entfernt auf 3100 Meter. Einen Automechaniker gibt es hier nicht. Ratlos stehen wir vor Beat. Ich rege mich über mich selbst auf. Wäre ich nur langsamer gefahren, hätten wir einen anderen Weg gewählt, warum habe ich das nicht kommen sehen? Aber Bryan ist sich sicher, es gibt eine Lösung. Nach wenigen Minuten informieren uns die schaulustigen Bewohner, dass es jemanden im Dorf gibt, der sich gut mit Autos auskennt. Eine Stunde später ist er vor Ort und baut mit einem weiteren Bewohnern den Kühler aus. Schnell sehen wir den Riss. Kein Problem, meint er. Das können wir mit einem Zweikomponenten-Kleber vorübergehend reparieren. Gesagt, getan. In der Ferreteria um die Ecke kaufen wir den Kleber. Mittlerweile ist es aber schon dunkel und kalt. Daher wird Beat erst am nächsten Morgen zusammengebaut. Wir schlafen mit freigelegtem Motor direkt am Dorfplatz. Zu unserem Erstaunen taucht Carlos am nächsten Morgen tatsächlich wie vereinbart um Punkt 7 Uhr auf. In Windeseile baut er den geklebten Kühler ein. Wir füllen Wasser in den Kühlwassertank und machen uns auf den Weg. Uns stehen weitere 200 Kilometer Naturstrasse, ein paar Flussdurchquerungen und der Cañon del Pato bevor. Mal sehen, ob das der geklebte Kühler überlebt.






Atemberaubende Natur entlang der Cordillera Blanca
Der geklebte Kühler tut seinen Dienst uns so erreichen wir ohne weitere Zwischenfälle den Camping in Caraz. Es ist ein luxuriöser Übernachtungsplatz mit Aussichtsturm und Pizzaofen. Perfekt für eine weitere Reunion mit Nadle und Tom. Es gibt Pisco Sour und hausgemachte Pizza. Die perfekte Vorbereitung für das anstehende dreitägige Santa Cruz Trekking. Zelt, Schlafsack, Isomatten und Kocher haben wir gemietet und das Essen für die nächsten drei Tage vorbereitet. Beat bleibt auf dem Camping zurück und darf sich ein bisschen erholen. 49 Kilometer lang ist der Santa Cruz Trek. Herausfordernd ist jedoch nicht die Distanz. Es sind die Höhenmeter, die einem zu schaffen machen. Mit dem Collectivo fahren wir rund fünf Stunden bis zum Ausgangspunkt. Die Strasse ist kriminell. Wir kommen nur langsam voran. Zum Glück müssen wir für einmal nicht selbst fahren. Um 14:30 sind wir am Ausgangspunkt. Wir wandern drei Stunden bis zum auf 3800 Meter hoch gelegenen Schlafplatz. Als wir eintreffen, ist es schon fast dunkel. Hastig stellen wir das Zelt auf, kochen Spaghetti Pesto und verkriechen uns ins Zelt. In der Nacht fällt die Temperatur auf unter Null Grad. Zum Glück ist unsere gemietete Ausrüstung gut.





Dünne Luft und schwere Rucksäcke
Der zweite Tag hat es in sich. Es geht hoch bis auf 4750 Meter. Als wir aus dem Zelt kriechen, sind bis auf ein chilenisches Paar alle schon weg. Als wir uns mit dem Chilenen unterhalten, erfahren wir, dass wir scheinbar schon viel zu spät dran sind. Es gehe alleine bis zum Gipfel fünf Stunden. Nicht für uns Schweizer, denken wir. Um halb zehn laufen wir los. Es beginnt human. In der ersten Stunde legen wir einige Kilometer zurück. Aber dann wir es immer steiler. Die Rucksäcke drücken und die Luft wird dünner. Auf über 4500 Meter ist jeder Schritt ein Kampf. Nichtsdestotrotz überholen wir diejenigen, die schon um sieben Uhr losgelaufen sind. Nach drei sehr anstrengenden Stunden treffen wir auf dem Gipfel ein. Der Ausblick auf die Lagune und die scheinbar bis in den Himmel ragenden Schneeberge sind atemberaubend. Die Qualen des Aufstiegs sind sofort vergessen. Nach einer kurzen Pause nehmen wir den Abstieg in Angriff. Wir übernachten ein weiteres Mal auf 4200 Meter und legen am letzten Tag nochmals rund 20 Kilometer zurück bis zum Endpunkt der Wanderung.













Laguna 69 – Touristisch aber wunderschön
Nach dem dreitägigen Trekking gönnen wir uns einen Tag Erholung. Danach fahren wir mit Beat in die Nähe der Laguna 69. Auch diese ist nur zu Fuss erreichbar. Im Gegensatz zum Santa Cruz Trek aber in einem Tag. Das heisst für uns, keine schweren Rucksäcke. Wir übernachten auf dem Parkplatz vor dem Wanderweg und laufen um 07:00 los. Ohne schweres Gepäck ist die Wanderung trotz Höhe im Vergleich ein Klacks. Wir erreichen die wunderschöne Lagune als Erste und haben diese fast eine Stunde für uns alleine. Danach treffen nach und nach Touristen ein. Wir entscheiden uns einen anderen Rückweg zu nehmen. Dieser führt noch weiter hoch bis auf 5000 Meter und vorbei an einer weiteren Lagune. Weit und breit ist niemand zu sehen. Erst beim Abstieg begegnen wir einigen Einheimischen, die zu einem Nahe gelegenen Refugio wandern. Begleitet werden sie von schwer bepackten Eseln und hübsch geschmückten Lamas. Ein tolles Bild. Nach einem kurzen Austausch geht es zurück zu Beat. Wir verbringen unsere letzte Nacht in der faszinierenden Cordillera Blanca. Nächster Stopp: Lima.






Super tolle Fotos und eine Höchstleistung. Und wieder Glück mit dem Wetter. Hoffentlich hält der Kleber noch ein Weilchen. Liebe Grüsse
Ursula
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Hoi Ursi! So schön von dir zu hören. Danke, danke 🙂 Leider mussten wir inzwischen unseren Kühler austauschen. Der Kleber war aber eine echt gute Sache. Liebe Grüsse in die Schweiz, Bianca & Bryan
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Ja, eine Freundin hat mir gezeigt wie man kommentieren kann, ist ja eigentlich einfach, habe ja eure Reise immer verfolgt. Schön habt ihr immer wieder alle Schwierigkeiten überwinden können und ihr seht ja immer noch frisch und munter aus.
😘
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